piwik no script img

Stete Demo höhlt das Zelt

zirkus-streit

Es geht ums Prinzip, und umso unversöhnlicher prallen die Kontrahenten am Wochenende in Bremen aufeinander. Denn die einen finden, Zirkus ohne Tiere – das gehe nicht. „Dann wären wir ja bloß ein reisendes Variété“, sagt Sascha Grodotzki, der Tourneeleiter des Circus Voyage. Und entsprechend wirbt das Unternehmen mit der großen Zahl Exoten in der Manege.

Die anderen finden, Tiere sollten nicht der Unterhaltung dienen: „Solche Shows sind Ausdruck eines rückständigen Verhältnisses zwischen Menschen und Tieren“, so formuliert es der Sprecher der Grünen-Bundesarbeitsgemeinschaft Tierschutzpolitik, Philipp Bruck, der auf Platz vier der Bremer Landesliste für die Bundestagswahl steht. Darauf würden „künftige Generationen mit Entsetzen zurückblicken“.

Gemeinsam mit verschiedensten Organisationen von Peta über Vier Pfoten und den Tierschutzbund bis hin zur Tier- und Menschenrechtspartei Ethia ruft auch der Landesverband von Bündnis90/Die Grünen zu Protesten gegen das Gastspiel des Circus Voyage auf: Solange das Unternehmen seine Zelte in der Stadt aufgeschlagen hat, will man an den Wochenenden mit Mahnwachen dessen „Tiermissbrauch“ anprangern.

Diesen Samstag werden sie ab 14.30 Uhr bis kurz vor der 16 Uhr-Vorstellung neben der Kasse stehen. An den folgenden Wochenenden wird an den Sonntagen des 20. und 27. August von 13 bis 15.15 Uhr protestiert: So gegen 13.30 Uhr endet die Elf-Uhr-Vorstellung, um 15 Uhr beginnt die Nachmittagsshow. „Mit dem Besuch einer Zirkusvorstellung unterstützt man das Wohl der Tiere“, teilt Grodotzki mit.

Selten sind die Proteste so hartnäckig. Aber es gibt sie fast an jeder Tourneestation: In Oldenburg Ende Juli war das so, in Wilhelmshaven werden die „Ostfriesen gegen Tierleid“ sich melden. Ein Wildtierverbot für Zirkusse, das auf kommunaler Ebene stets von den Verwaltungsgerichten kassiert wird und sich auf Landesebene nicht verwirklichen lässt, bleibt ein Thema.

In Umfragen plädieren über 60 Prozent der Bevölkerung dafür. Zwei Drittel der EU-Staaten haben es schon, und 2016 hatte es auch der Bundesrat beschlossen. Der Bundestag hat den Plan im Juni noch einmal vereitelt. Zum letzten Mal, dem legislativen Trend zufolge. bes

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen