: In der FDP – die den Staat in die Schranken weist
Emil Adamik, 18 Jahre, studiert Politikwissenschaften an der FU Berlin, spielt Horn im Orchester und ist stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungliberalen in seinem Wohnbezirk Steglitz-Zehlendorf
„Aus meiner Familie würde vermutlich niemand die FDP wählen. Wir sind katholisch und meine Eltern eher konservativ, meine Mutter Journalistin und mein Vater Selbstständiger und CDU-Mitglied. Meine beiden älteren Schwestern, die eine studiert, die andere geht in Schottland zur Schule, tendieren eher zu SPD und Grünen. Wir haben schon einen ganz ordentlichen Pluralismus in der Familie.
Ich habe mit 17 angefangen mich bei den Jungliberalen zu engagieren, als es um die Offenhaltung des Flughafens Tegel ging. Ich bin ein Fan dieses Flughafens, man fährt da so in dieses Sechseck rein, er ist effizient und kaum auf Verkauf angelegt so wie andere Großflughäfen. Das mag ich außerdem an der FDP, dass man politische Aktionen an der Sache macht. Bei Linken oder Grünen geht man erst mal auf eine Demo.
Mit 18, also vor knapp einem halben Jahr, bin ich dann in die Partei eingetreten. Was mir gefällt? Sie ist die einzige Partei, die in meinen Augen überzeugend liberale Grundwerte vertritt und den Staat in die Schranken weist, zum Beispiel beim Thema Überwachung. Sie positioniert sich konsequent proeuropäisch, das finde ich auch gut. Und wirtschaftlich ist sie kompetent, zum Beispiel beim flexiblen Renteneintritt und dem Eintreten für Freihandel.
Nein, sie ist keine Partei der Besserverdienenden, klar, das sehen andere anders, besonders im Orchester oder am OSI (Otto-Suhr-Institut), wo ich mich vor einem Jahr, noch minderjährig, immatrikuliert habe. Wir geraten gerade in der Vorlesung immer mal wieder aneinander – nicht körperlich, ich bin ja von Natur aus diplomatisch –, aber in Diskussionen. Was ich enttäuschend finde, dass bei der Wahl zum Studiparlament unsere Wahlplakate nach einer halben Stunde runtergerissen waren. Die Wahlplakate der Antifa, „Deutschland, Du mieses Stück Scheiße“, lassen wir ja auch hängen.
Einem Vorurteil muss ich leider ein bisschen zustimmen: Wir sind zurzeit wirklich eher eine Jungmännerpartei, es gibt bei uns im Ortsverband nur vereinzelt Frauen. Woran es liegt? Ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht denken Frauen anders.“
Protokoll: Anna Lehmann
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