: Ein neues Dach ist kein Allheilmittel
Tennis Florian Mayer hat gestern das Finale am Rothenbaum verloren. Ob er noch mal die Möglichkeit für eine Revanche in Hamburg hat, ist unklar. Das Traditionsturnier steht vor einer unsicheren Zukunft
Es hätte ja noch viel schlimmer kommen können. Wie trostlos wäre alles gewesen, wenn beim Tennis-Turnier am Hamburger Rothenbaum nach dem 39 Jahre alten Vorruheständler Tommy Haas und den zwar topgesetzten, aber leidlich bekannten Albert Ramos-Vinolas (Spanien) und Pablo Cuevas (Uruguay) auch noch sämtliche Deutsche früh ausgeschieden wären.
So gesehen durfte Turnierdirektor Michael Stich durchatmen, dass es der Bayreuther Florian Mayer ins gestrige Finale gegen seinen Namensvetter Leonardo Mayer (Argentinien) schaffte. Dort verlor die Nummer 101 der Weltrangliste knapp mit 4:6, 6:4, 3:6 gegen die Nummer 138.
Dieser Erfolg mag zwar kurzfristig etwas übertünchen, die Patina, die das 1892 erstmals ausgetragene Turnier angesetzt haben, entfernt er nicht. Womöglich wäre die jetzige Ausgabe des ATP-Turniers gar die letzte gewesen – trotz des bis 2018 laufenden Vertrages zwischen dem Deutschen Tennis Bund (DTB) und dem Rothenbaum. Als Schlussakt hätte ein deutscher Sieg in Hamburg irgendwie einiges abgerundet.
Nun sieht es danach aus, dass es das Turnier im kommenden Jahr noch einmal in Hamburg geben wird. Was aber danach kommt, ist sehr ungewiss. Die Millionen-Frage lautet: Was passiert mit dem Dach? Das mobile, 1997 eingeweihte Zeltdach ist nicht nur dreckig, sondern auch extrem marode.
Dirk Hordorff, Vizepräsident des stolzen DTB, nahm gleich mal die anderen in die Verantwortung: „Im Rahmen des Sportstättenbaus wäre es wünschenswert, wenn die Stadt sich engagiert. Wenn wir für das Dach eine Lösung mit der Stadt finden, spricht viel dafür, mit dem Turnier in der dritthöchsten Kategorie hierzubleiben. Dann ist es fast sicher, dass wir in Hamburg bleiben.“ Er rechnet mit Kosten von rund drei Millionen Euro.
Es gibt auch eine andere Lösung. Vor einem Jahr stellte der Klub an der Alster, der Inhaber des Stadions und Besitzer des Erbbaurechts der Anlage bis 2049 ist, das Modell einer neuen Arena vor, die kleiner und moderner ist. Der DTB verfügt über die Nutzungsrechte für das Stadion und favorisiert eine Renovierung.
Am Dienstag war Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf der Anlage. „Wir haben auch darüber gesprochen, wie wir gemeinsam dafür Sorge tragen können, dass wir das Rothenbaum-Turnier auch nach 2018 in Hamburg ausrichten“, sagte Stich. Scholz bestätigte: „Das traditionsreiche Turnier am Rothenbaum passt gut zu Hamburg, das habe ich Michael Stich persönlich gesagt.“ Bislang wird es mit 100.000 Euro pro Jahr von der Stadt bezuschusst.
Ob ein neues Dach alle Probleme löst, bleibt dahingestellt. Das Sandplatzturnier steckt in einer Krise. Die Stars bleiben seit dem Verlust des Master-Status weg, im Turnierkalender wurde es vom Mai in den Juli verschoben und zwischen Rasen- und Hartplatzsaison „eingeklemmt“. Und schon jetzt haben drei Turnierdirektoren aus anderen deutsche Städten beim DTB Interesse an der Veranstaltung angemeldet. GÖR
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