piwik no script img

Kein Platz für Drogen

Fussball Warum Mehmet Scholl beim Confed Cup seinen Job schmiss

Da war er dann mal weg: Mitten im am Sonntag mit dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft zu Ende gegangenen Confed Cup hatte der Fußballexperte Mehmet Scholl seine Arbeit für die ARD eingestellt. Die Frage nach dem Warum bringt nun die Sportwelt durcheinander.

Während der ersten Wochen hatte der ehemalige Bayern-­Kicker noch regelmäßig die Spiele der WM-Generalprobe und der gleichzeitig stattfindenden U21-EM kommentiert. In der letzten Turnierwoche des Fußballwettbewerbs in Russland verschwand er allerdings vom Bildschirm – und wurde ersetzt von Thomas Hitzlsperger. Ursprünglich hieß es aus der ARD, es sei Scholl „nicht gut“ gegangen, er sei „deshalb nach Hause gefahren“.

Recherchen der Bild-­Zeitung zufolge ist ein Krach zwischen ARD und Scholl der wahre Grund für den Rückzieher. Vor dem Spiel Portugal – Chile habe der Sender vorgehabt, über ­Doping im russischen Fußball zu ­berichten – entgegen den Plänen von Scholl. Der habe lieber über die Erfolge der beiden deutschen Nationalmannschaften sprechen wollen. Nach einem Streit sei er abgereist. ARD-Sportkoordinator Axel ­Balkausky bestätigte diese Version gegenüber Bild: „Meinungsverschiedenheiten kommen in den besten Familien vor. Wir werden das in den nächsten Wochen klären.“ Laut Bild will auch Scholl weiter mit dem ­Sender zusammenarbeiten.

Schon vor dem Confed-Cup-Aus stand der Exfußballer in der Kritik wegen flapsiger Sprüche und mangelnder Analyse. Ein geschmackloser Witz über Ronaldo löste einen Shitstorm in den sozialen Medien aus. Angesprochen auf dessen Steueraffäre, hatte Scholl gesagt: „Vielleicht kommt Cristiano Ronaldo ja wirklich in den Knast. Dann mache ich mir Sorgen, dass er als ‚Miss September‘ endet.“ ­Kritiker hatten ihm daraufhin Homophobie vorgeworfen.

Kathrin Müller-Lancé

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen