piwik no script img

Politik mit Fake News

HASSBOTSCHAFTEN Wer in Myanmar eine falsche Facebook-Identität nutzt, um Journalisten anzugreifen, kommt damit durch

Journalisten im Einsatz bei einer Kundgebung der kambodschanischen Opposition in Phnom Penh. Foto: Ven Rathavong

Von Seng Mai

Politische Beobachter sagen, in Myanmar gebe es in allen Bereichen der Gesellschaft Probleme mit dem Missbrauch sozialer Medien für Propaganda und Fake News. Dabei sollte sich mit der Demokratisierung eigentlich die Meinungs- und Pressefreiheit durchgesetzt haben. Aber bisher existieren diese nur im Bereich der sozialen Medien.

„Nachrichten, Kunst, Werbung, Musik und Unterhaltung werden in den sozialen Medien gepostet. Doch auf der anderen Seite bedroht das Phänomen der Fake News die Demokratie“, sagt Myo Myint Nyein, Präsident des Schriftstellerverbandes PEN Myanmar.

Laut dem langjährigen Journalisten Myint Kyaw drängen Postings in den sozialen Netzwerken die Regierung dazu, mehr Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. „Sensible Fälle wie Menschenrechtsverletzungen in den Regionen ethnischer Minderheiten wurden so öffentlich. Das hat zweifellos die Demokratie vorangetrieben. Auf der anderen Seite nutzen manche die sozialen Netzwerke, um Hass zu säen“, sagt Myint Kyaw.

Nutzer sollten für ihre Postings in den sozialen Netzwerken Verantwortung übernehmen. In Myanmar wissen aber viele gar nicht, wie sie sinnvoll mit der IT- Technologie und vernünftig mit den sozialen Medien umgehen können.

Manche posten jede Information, von der sie hören, ungenau und ohne Quelle nennen zu können. Sie kommen damit durch, weil die Regierung sich nicht darum kümmert, Fake News und Hassbotschaften zu bekämpfen. Nutzt etwa ein Vertreter des Militärs eine falsche Facebook-Identität dafür, um Journalisten anzugreifen, unternimmt die Regierung nichts gegen ihn.

„Wären die User mit der Privatsphäre in den sozialen Netzwerken vertraut, würden sie um Gerüchte einen Bogen machen“, meint die freie Journalistin Mon Mon Myat. Ab 2012 ist in Myanmar die Verbreitung von Hassbotschaften in den sozialen Netzwerken zum fruchtbaren Boden für religiöse und rassistische Unruhen geworden.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen