: Leidenschaft contra Bürokratie
WIDERSTAND GEGEN DIE GEMA
Dimitri Hegemann sagt erst einmal gar nichts. Der Mann mit dem weißen Haar und den schmalen Augen, der als Erfinder des Tresors bekannt ist, wirkt, als würden die Zahlen, die hier präsentiert werden, an ihm abperlen. Wir befinden uns auf einem Diskussionsabend in Kreuzberg am vergangenen Mittwoch, es geht um die Tarifreform der Verwertungsgesellschaft Gema, die nächsten April in Kraft treten soll. Seit Monaten treibt diese Reform Berliner Clubmacher auf die Straßen, das Fünffache an Abgaben ist nicht zu schaffen.
Im Publikum, das vor allem aus Clubmachern besteht, müssen Schmähreden unterbunden werden, auf dem Podium echauffieren sich DJ Mijk van Dijk und Gema-Bezirksdirektor Lorenz Schmid.
Nur Hegemann, ebenfalls auf dem Podium, zeigt sich ungerührt. Er bringt es auf den Punkt: „Warum will die Gema nicht gleich 3.000 Prozent?“ Die Forderungen seien Willkür, meint er, und mangels Einsicht entstanden: „Ihr wisst nichts von der Leidenschaft, mit der die Leute hier on board sind“, sagt er knapp. Er meint die Selbstausbeutung der Clubmacher – aber auch die Kraft, mit der man hier zusammensteht.
Mit dem Tresor hat Dimitri Hegemann Berlin zur Technohauptstadt und sich selbst zur Identifikationsfigur gemacht, hinter der alle stehen. Er kämpfte schon mit vielen Ideen, aus denen weniger wurde: Stufenpyramiden in der Uckermark, Lichtkunstprojekte im Grunewald. Er hat die Ruhe weg. Wenn die Gema an die Eintrittspreise will? „Dann machen wir freien Eintritt und die Getränke teuer.“ Wenn die Gema mehr Geld für die DJs will? „Dann rufen wir sie auf, aus der Gema auszutreten.“
Einer wie Hegemann ist es gewohnt, mit Bürokraten zu kämpfen. Der Widerstand gegen die Gema wird hinter ihm mächtiger als gedacht. SUSANNE MESSMER
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