piwik no script img

Junior bringt Senior unter Druck

Affäre Bisher sagte Donald Trump junior, bei seinem Treffen mit einer russischen Lobbyistin während des Wahlkampfes sei es um Adoptionen gegangen. Nun rudert er zurück

Hat sich inzwischen einen Anwalt genommen: Donald Trump jr. Foto: Mark Kauzlarich/reuters

aus New York Dorothea Hahn

Noch ist unklar, was die Geschichtsbücher über die russischen Verbindungen des 45. Präsidenten der USA schreiben werden. Nur eines steht fest: Wenn es um Moskau geht, überschlagen sich die Männer rund um Donald Trump mit Halbwahrheiten und irreführenden Informationen.

Nach einem Nationalen Sicherheitsberater (er musste wegen Lügens über Treffen mit russischen Amtsträgern zurücktreten), einem Kampagnenchef (vergangenen August gefeuert, weil sein Beraterunternehmen Millionen US-Dollar von prorussischen Kräften in der Ukraine kassiert hat), einem Justizminister (weiter im Amt, obwohl er in seiner Anhörung im Senat nachweislich die Unwahrheit über sein Treffen mit dem russischen Botschafter gesagt hat) und einem Schwiegersohn (der die Liste seiner „Auslandskontakte“ nachträglich auch um russische Kontakte ergänzt hat), ist jetzt erstmals ein direktes Familienmitglied Teil dieses Clubs geworden.

Nachdem er öffentlich behauptet hatte, bei seinem Treffen mit einer Moskauer Lobbyistin im Juni 2016 sei es ausschließlich um die Adoption russischer Kinder gegangen, musste Donald Trump junior zurückrudern. Er gibt jetzt zu, dass er sich von dem Treffen schädliche Enthüllungen über die Finanzen der demokratischen Hillary Clinton erhoffte. Das war ihm zuvor vom Organisator in Aussicht gestellt worden. Nach seinem Eingeständnis tweetete der Junior am Montag sarkastisch: „Ich bin natürlich die erste Person in einer Kampagne, die zu einem Treffen geht, um Informationen über politische Gegenspieler zu hören. Es führte zu nichts. Aber ich musste es hören.“

Die New York Times berichtete am Montag außerdem, Trump jr. sei vorab in einer E-Mail informiert worden, dass die russische Regierung seinen Vater im Wahlkampf unterstützen wolle und dass die Lobbyistin mit dem Kreml vernetzt sei, was der wiederum dementiert.

Das Treffen fand auf dem Höhepunkt der Präsidentschaftskampagne im Trump Tower in New York statt. Am 9. Juni 2016 kamen dort der Junior, der Schwiegerjohn Jared Kushner sowie der damalige Kampagnenchef Paul Manafort mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaya zusammen. Eingefädelt hatte das Treffen Robert Goldstone. Der ehemalige Boulevardjournalist war Jahre zuvor auch an dem Kontakt zwischen Trump senior und dem Moskauer Immobilienlöwen Aras Agalarov beteiligt.

Auf dem Schreibtisch von Veselnitskaya landen russisch-amerikanische Adoptionen und die große Politik, insbesondere US-Sanktionen gegen russische Interessen. Seit Jahren kämpft sie in den USA gegen das Magnitzky-Gesetz, mit dem die Obama-Regierung 2012 wegen Menschenrechtsfragen die Konten von RussInnen sowie ihre Visa-Ansprüche einfror.

Aus Wut darüber hatte Wladimir Putin die Adoptionen gesperrt. 2011 waren noch 1.000 russische Waisen in US-Familien gekommen. Adoptionswillige US-Familien sollten gegen die Sanktionen Stimmung machen.

Trump junior gibt jetzt zu, dass er sich Enthüllungen über Clinton erhoffte

Veselnitskaya hat nun in einem TV-Interview erklärt, dass sie weder in Verbindung mit der russischen Regierung stehe noch Informationen über Clintons Finanzen zu dem Treffen gebracht habe. „Es mag sein“, sagte sie, „dass mein Gesprächspartner das erwartet hat.“ Nach ihrer Beschreibung war Trump jr. der Einzige, mit dem sie gesprochen hat. Kushner und Manafort seien nur kurz anwesend oder beschäftigt gewesen.

Trump senior habe gar nichts von dem Treffen gewusst, sagt der Sohn. Doch am selben Tag hatte Trump sr. ein Treffen mit zumindest zwei dieser drei Männer. Und am Nachmittag veröffentlichte er laut Recherchen des US-Journalisten Keith Olberman den ersten Tweet über Clintons 33.000 gelöschte E-Mails. In den Folgemonaten ein Leitmotiv seiner Kampagne.

Inzwischen hat sich Donald Trump junior einen Anwalt genommen und sich bereit erklärt, vor dem Geheimdienstausschuss des Senats auszusagen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen