: Grüner kriegt Milch-Preis
Land-wirtschaft
Sie hat gebogene Hörner und ein prächtiges Euter: Die „Goldene Faironika“ ist derzeit der angesagteste Preis, den die Milchviehbranche zu vergeben hat. Am Dienstag will die Landesvorsitzende eines Verbandes, der sich freiwillig mit den Buchstaben BDM abkürzt und Bund Deutscher Milchviehhalter heißt, die Trophäe in Form einer Kuh an den niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer überreichen. Der Grüne galt wegen seiner tierschutzorientierten Politik bisher eher als Bauernschreck, konnte aber in der Milchkrise einige Gräben zu den Landwirten schließen.
Nachdem die EU-Milchquote mit festen Produktionsmengen für jedes Mitgliedsland 2015 ausgelaufen war, wurde in Europa zu viel Milch produziert. Das drückte die Preise. Während der Milchkrise in den Jahren 2015 und 2016 bekamen Bauern für einen Liter Milch teilweise nur 20 Cent. Viele Betriebe mussten dicht machen. Heute bekommen die Bauern wieder über 30 Cent pro Liter.
Darin sieht Johanna Böse-Hartje, BDM-Landesvorsitzende, auch Meyers Verdienst. „Er hat verstanden, dass staatlich eingegriffen werden musste.“ Meyer habe gefordert, die Milchmenge im Krisenfall europaweit zu reduzieren. „Damit setzt er sich für die bäuerliche Landwirtschaft und den Erhalt der Betriebe ein“, sagt Böse-Hartje, die selbst 140 Bio-Kühe im Stall hat.
Die Landwirtin ist jedoch nur Überbringerin des Preises, verliehen wird die „Goldene Faironika“ vom European Milk Board, der Dachorganisation der europäischen Milchbauernverbände. Die haben sich Mitte Juni in Würzburg zur „Europäischen Fairen Milch Konferenz“ getroffen. Schirmherr der Veranstaltung und damit auch der Preisverleihung war der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer. Der CSU-Mann, der bis 2008 Bundeslandwirtschaftsminister war, wird nicht allzu traurig gewesen sein, dass es sein grüner Kollege Meyer nicht nach Würzburg geschafft hat.
Am Tag der Preisverleihung saß Meyer stattdessen im niedersächsischen Landtag und lauschte der CDU-Forderung nach einer Kennzeichnungspflicht für Veggie-Wurst, die fleischliebende, aber leseschwache Konsumenten im Supermarkt zu verwirren droht. Deshalb wird die Ehrung am Dienstag im Landwirtschaftsministerium nachgeholt – allerdings ohne Seehofer. rea
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