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Warum reservisten der Bundeswehr identitäre einladenUnangenehmer Gast

Foto: Jungsfoto: dpa

Der Einladung nach Helmstedt ist Sebastian Zeilinger sehr gerne gefolgt. Auf dem sicherheitspolitischen Seminar des Reservistenverbandes der Landesgruppe Niedersachsen durfte Zeilinger, einer der führenden Kader der extrem rechten Identitären Bewegung (IB) seine Positionen vorstellen. Das Thema der Tagung lautete: Deutsche Identität zwischen den politischen Extremen.

Weitere Gäste waren neben IB-Mann Zeilinger Sadiqu Al-Mousllie, niedersächsischer Landesvorsitzender im Zentralrat der Muslime, und die Grüne Katja Keul.

Zeilinger, der 2016 stellvertretender IB-Bundesvorsitzender war und jetzt in Bayern leitender Funktionär ist, legte dar, was die IB gegen den „großen Austausch“ der eigenen Bevölkerung durch die Eliten so tun.

„Wir wollten uns mit den Argumenten auseinandersetzen, wir hatten auch die AfD eingeladen, die sagte aber ab“, sagte der Landesvorsitzende der Reservisten, Manfred Schreiber.

Hat Zeilinger auch vor der vermeintlichen Islamisierung Europas gewarnt und die „Reimigration“ gefordert? Hat er über den Plan der Identitären Bewegung gesprochen, im Mittelmeer mit einem eigenen Schiff Rettungsmaßnahmen von auf See in Not geratenen Geflüchteten zu verhindern? Das sind so seine Postionen.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Die Auswertung des Seminars habe erbracht, dass die Teilnehmer „froh waren“ über die Einladung von Zeilinger, da sie die erschreckenden Positionen der IB nun kennengelernt hätten, sagte Schreiber. Er hoffe, dass die Teilnehmer jetzt besser gegen solche Meinungen gewappnet sind.

Ein bisschen unangenehm scheint dem Reservistenverband ihr Tagungsgast nun aber doch zu sein. Im ihrem aktuellen Tätigkeitsbericht fehlt der Satz über die Teilnahme des Mitglieds der IB, die schon länger vom Niedersächsischen Verfassungsschutz und etwas kürzer vom Bundesverfassungsschutz beobachtet wird.

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