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Windkraftgegner sehen sich getäuscht

Energiewende Von wegen größere Abstände zwischen Häusern und Windrädern: Die Vorsitzende des Vereins Gegenwind, Susanne Kirchhof, sieht sich von den Jamaika-Koalitionären in die Irre geführt – und bemängelt zu viel grüne Linie beim Thema Windkraft

„Wir fordern, dass Daniel Günther Taten folgen lässt“, sagte Susanne Kirchhof am Donnerstag in Kiel – und ließ durchblicken, dass wohl wenig zu erwarten ist. Kirchhof, Vorsitzende des Vereins „Für Mensch und Natur – Gegenwind Schleswig-Holstein“, kritisierte die Windkraft-Pläne von CDU, Grünen und FDP scharf und warf ihnen eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit vor.

Denn die im Koalitionsvertrag vereinbarten 1.000 Meter Abstand zwischen geschlossenen Wohnsiedlungen und Windrädern sollten nur kommen, wenn dafür Ausgleichsflächen gefunden werden. Das wiederum, so Kirchhof, sei mehr als unsicher und von einer juristischen Prüfung abhängig.

Tatsächlich wissen auch die Koalitionäre, dass dies kaum machbar ist, sofern sie an ihrem Ziel – zwei Prozent Landesfläche für Windkraftanlagen zu nutzen – festhalten wollen. „Wenn wir die weltweit vereinbarten Klimaschutzziele ernst nehmen und uns nicht wie Trump davonmachen, sollte auch Schleswig-Holstein seinen Anteil daran leisten“, sagte Umweltminister Robert Habeck (Grüne). „Fakt ist, dass das Land sich nicht ausdehnt; ein gewisses Maß an Fläche wird benötigt.“

Im Koalitionsvertrag steht daher, dass der Mindestabstand zwischen geschlossener Siedlung und Windrad dessen fünffache Höhe betragen muss. Heißt konkret: Ein bislang handelsübliches 150-Meter-Windrad muss mindestens 750 Meter von einer geschlossenen Siedlung entfernt stehen.„Bislang galten 850 Meter“, kritisierte Kirchhoff. Ein weiterer Punkt im Koalitionsvertrags sei schlicht falsch. Darin werde angeführt, dass die Mindestabstände bei Einzelhäusern für 200 Meter hohe Anlagen von 400 auf 600 Meter erweitert worden seien. Laut Kirchhoff hätten aber schon zuvor die nun vereinbarten 600 Meter eingehalten werden müssen, denn: „Der Abstand zwischen einer Windanlage und einem Wohnhaus muss sowieso die dreifache Höhe des Windrades betragen.“ Ergo gelte: „Ein 200 Meter hohes Windrad mal drei ergibt einen Abstand von 600 Metern – diese Regelung war schon vorher so.“

Größere Abstände – wie sie die CDU im Wahlkampf in Aussicht gestellt hat – könne es nur geben, wenn vom Zwei-Prozent-Ziel abgerückt würde, so Kirchhof, die von „bewusster Irreführung der Menschen“ spricht. Sie plädierte für einen reduzierten Windanlagenausbau und verwies auf den Netzentwicklungsplan der Bundesagentur. Der sehe für Schleswig-Holstein bis 2030 lediglich 7,8 Gigawatt erzeugten Ökostrom vor. „Die Jamaika-Koalition will allein durch Windenergie bis 2025 auf 10 Gigawatt kommen“, sagte Kirchhoff. djo

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