Personalkarussell im Front National: Interimschef bekommt Nachfolger
Erst kürzlich hatte Marine Le Pen ihren Posten beim Front National freigeräumt. Ihr Nachfolger muss nun schon wieder gehen – er hat den Holocaust relativiert.
Paris afp | Frankreichs rechtsextremistischer Front National (FN) von Marine Le Pen hat nach nur wenigen Tagen ihren Interimsvorsitzenden ausgetauscht. Der Europaabgeordnete Steeve Briois löst seinen Parteifreund Jean-François Jalkh als vorübergehenden Parteichef ab, wie FN-Vize Louis Aliot am Freitag dem Sender BFMTV sagte. Jalkh soll in einem früheren Interview die Existenz der NS-Gaskammern in Frage gestellt haben. Die Partei Front National bestreitet das.
Le Pen hatte am Montag verkündet, vorübergehend den Vorsitz der Front National niederzulegen. Sie wolle „über den Parteiinteressen“ stehen und in der Stichwahl vom 7. Mai möglichst viele Franzosen hinter sich vereinen. Zuvor war sie in der erste Runde der Präsidentschaftswahl hinter dem parteilosen Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron auf dem zweiten Platz gelandet.
In Umfragen für die entscheidende zweite Wahlrunde liegt der Pro-Europäer Macron zwar mit rund 60 Prozent weit vor Le Pen. Zuletzt hatte der sozialiliberale Reformpolitiker aber Schwierigkeiten im Wahlkampf. Experten und Politiker warnen, dass ein Sieg der EU-Gegnerin Le Pen in der Stichwahl bei einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung nicht ausgeschlossen werden kann.
Der neue FN-Interimsvorsitzende Briois ist seit 2014 Bürgermeister der nordfranzösischen Stadt Hénin-Beaumont, einer Hochburg der Rechtspopulisten. Er steht für Le Pens Strategie einer „Entteufelung“ der FN. In Hénin-Beaumont hatte Le Pen am Sonntagabend den Einzug in die Stichwahl gefeiert.
Derweil ging der Wahlkampf in Frankreich weiter. Für Macron stand am Freitag ein sehr symbolträchtiger Besuch an: Er wollte in das Dorf Oradour-sur-Glane reisen, wo die Waffen-SS im Juni 1944 insgesamt 642 Zivilisten ermordet hatte.
Leser*innenkommentare
Alf
Ähnliche Zustände auch bei der Bundestagwahl in Deutschland? Die Angst vor französischen Zuständen ist groß in Deutschland. Wie wird sich das Verhältnis der Parteien zueinander entwickeln?
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