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PorträtDer Phönix aus dem Harz

Schien längst abgeschrieben: Aaron Hunt Foto: dpa

Große Spieler entscheiden mitunter Spiele, indem sie anderen den Ball überlassen. So hat der damalige Nationalmannschafts-Kapitän Lothar Matthäus seinen Verzicht auf den entscheidenden Strafstoß im Finale 1990 gegen Argentinien (1:0) als „vielleicht eine der besten Entscheidungen meiner Karriere“ bezeichnet.

Ob Aaron Hunt einmal zu den großen Spielern zählen wird, darf bezweifelt werden, aber auch er ließ am 22. September 2015 beim späten 1:0-Sieg des HSV beim FC Ingolstadt einem anderen den Vortritt, obwohl er als Freistoßschütze vorgesehen war. „Aaron gab mir den Ball und meinte: ‚Schieß ihn rein, Langer!‘“, erinnerte sich Siegtorschütze Michael Gregoritsch.

Mit diesem Treffer war der beste Liga-Start des HSV seit fünf Jahren perfekt. Noch auffälliger war: Seit Aaron Hunt aus Wolfsburg an die Elbe gewechselt war, hatte der HSV überhaupt kein Spiel mehr verloren. Und das, obwohl der Ex-Bremer mit Transparenten empfangen worden war, wie: „13 Jahre Sinnbild des Feindes. A.H. Niemals ein Hamburger.“

Obwohl der Weg von Hunt beim HSV in den letzten 18 Monaten ähnlich holprig war wie vorher bei Werder und Wolfsburg haben sich seit Samstag zwei Dinge geändert: Hunt wird endgültig von den Fans akzeptiert und er trägt zum Siegen bei, indem er selbst zum Freistoß antritt. Wie beim Treffer zum 1:0 beim verdienten 2:1-Sieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim, zu dem er auch noch den Siegtreffer beisteuerte. Hunt ist immer weniger aus dieser Mannschaft wegzudenken, die mit Rang 13 und vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz erstmals seit Langem ein bisschen Luft im Abstiegskampf hat.

Damit scheint der 30-Jährige in Hamburg im Schnelldurchgang zu vollziehen, wozu er in Bremen einige Jahre gebraucht hatte. Dort galt Hunt, der schon als 14-Jähriger aus dem Harz ins Werder-Internat kam, lange Zeit als ewiges Talent, bis er der von Mitspielern und Fans akzeptierte Spielgestalter geworden war, den sein Förderer Thomas Schaaf schon immer in ihm gesehen hatte. Kaum war er es geworden, reichten ihm Gehalt und Perspektiven in Bremen nicht mehr und er wechselte zu seinem alten Sportchef Klaus Allofs beim VFL Wolfsburg – wo er allerdings nie richtig ankam.

Das tut er jetzt möglicherweise in Hamburg, wo ihn aufgrund von Verletzungen und durchwachsenen Leistungen vor Wochen niemand mehr so richtig auf dem Zettel hatte. Auch wenn es für Aaron Hunt nicht mehr zum ganz großen Spieler reichen sollte – als Phönix macht ihm niemand etwas vor. Davon will er am Ostersonntag auch seinen Ex-Klub im Weserstadion überzeugen. Mit Pfiffen ist nur aus der Bremer Kurve zu rechnen. RLO

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