piwik no script img

Marie Kilg über den WerbeBoykott gegen rechte NachrichtenportaleAushungern gegen Fake News

Medienkompetenz in Schulen zu stärken löst das Problem höchstens langfristig

Das ultrarechte Nachrichtenportal Breitbart News, in den USA bekannt für gehässige, fremdenfeindliche und oft auch schlichtweg falsche Meldungen, soll im Frühling auch nach Deutschland kommen. Doch es regt sich Widerstand. Schon über 900 Unternehmen haben Breitbart als Plattform für ihre Anzeigen blockiert. Erfreulich, denn: Das Geschäftsmodell von Seiten wie ­Breitbart zu untergraben ist das ­einzige ­sinnvolle Mittel gegen Fake News.

Bislang hat noch niemand einen Weg gefunden, die Erfinder und Verbreiter von bewusst falschen Nachrichten wirksam zu stoppen. Medienkompetenz in Schulen zu stärken ist unbedingt notwendig, löst das Problem aber höchstens langfristig. Ein weiterer Ansatz ist, Facebook und andere soziale Netzwerke zur Verantwortung zu ziehen. Aber bisher sind die Unternehmen mit dem Prüfen Tausender Posts und Artikel komplett überfordert. Rechtswidrige Aussagen binnen 24 Stunden von legalem Bullshit zu trennen und zu löschen, wie beispielsweise Heiko Maas es fordert, ist unmöglich.

Den Prozess zu automatisieren, wie es Browsererweiterungen tun, geht schneller, ist aber ebenfalls problematisch: Diese Programme sind genauso fehlbar und subjektiv wie ein Mensch und beruhen auf einfachen Mechanismen. Wer ohnehin schon misstrauisch gegen etablierte Medien ist, wird auch mit einem Programm nicht zufrieden sein. Ein staatliches Kontrollgremium gegen Falschmeldungen ist noch heikler und nicht mit den Prinzipien der Meinungs- und Pressefreiheit vereinbar.

Eines haben schlechte Nachrichtenseiten gemeinsam mit solchen, die überwiegend korrekt berichten: Sie brauchen Geld. Auch Breitbart kann nicht für immer überleben, wenn die Anzeigenkunden wegbleiben. Unternehmen können Verantwortung übernehmen, auch in Deutschland.

Kurz: Bullshit muss erlaubt sein. Aber man muss ihn nicht finanzieren.

Flimmern + Rauschen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen