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Die WerbepauseGeld verdienen gegen Trump

Adolphus Busch, ein Migrant, braute Bier für die Welt Foto: Screenshot

Adolphus Busch hat einen Traum: Er will Bier brauen. Als gerade Achtzehnjähriger besteigt der Deutsche ein Schiff in die Neue Welt. Bei seiner Ankunft erwarten ihn wütende Demonstranten. Er ist nicht willkommen. In St. Louis angekommen, trifft er seinen späteren Schwiegervater, Eberhard Anheuser. Dieser nimmt Buschs Idee von einem neuen Bier für die Neue Welt begeistert auf. Ein Migrant ist Vater der erfolgreichsten Biermarke der USA: Mit diesem Werbeclip erzählt die Firma Budweiser in der Pause des Superbowls die Geschichte seiner Gründung.

Auch viele andere Werbeträger des Superbowls ließen sich dieses Jahr in ihren zum Teil bombastischen Werbefilmen zu politischen Statements hinreißen. Der Autohersteller Kia thematisierte das Leugnen der globalen Erderwärmung und schickte Melissa McCarthy als Retterin der Natur um die Welt. Audi befasste sich mit dem Gender Pay Gap. Coca-Cola griff einen alten Werbespot wieder auf, in dem eine vielsprachige Version von „America the Beautiful“ gesungen wird, und Airbnb schaffte es, mit #weaccept den nächsten trendenden Hashtag in die Welt zu setzen.

Punkten mit Politik

Schon kurz nach der Pause hatten Trump-Anhänger bei Twitter zum Boykott der Biers aufgerufen. Schnell aber übernahmen liberale Stimmen die Diskussion und sprachen sich gegen den Boykott und für Immigration aus.

Doch ist ein politisches Statement in der Werbung wirklich mehr als reine Verkaufsstrategie? Wenn ein internationales Unternehmen Donald Trumps Politik angreift – bei einer Fernsehübertragung, die weit über den amerikanischen Werbemarkt hinausgeht –, hat das Unternehmen nicht nur den amerikanischen Wähler im Blick.

Der Rest der Welt schaut in den letzten Wochen entgeistert auf die USA und ihren neuen Präsidenten. Hier kann die Firma punkten. Gleichzeitig provoziert das Unternehmen eine hitzige Debatte innerhalb der USA, die im Netz ausgetragen wird. Immerhin haben viele US-Amerikaner Trump ihre Stimme gegeben. Hier gilt: Je heftiger der Streit, desto größer die Reichweite. Das Ergebnis für die Firmen: eine Kontroverse, die in den USA die Diskussion befeuert und ein internationales Zeichen gegen Protektionismus, das sympathisch rüberkommt.

Allerdings nicht bei allen: Der Fernsehsender Fox soll von der US-Baumarktkette 84 Lumber verlangt haben, seinen Spot zu ändern. In dem Video will eine Mutter mit ihrem Kind ins ­Sehnsuchtsland USA einwandern und wird von einer Mauer gestoppt. Dann entdeckt sie ein Tor. Am Ende der Satz: „Der Wille zum Erfolg ist hier immer willkommen.“ Die Mauer dürfe nicht vorkommen, soll Fox dem Unternehmen nach dessen Angaben mitgeteilt haben. Die Werbung sei „zu kontrovers“. 84 Lumber kürzte den Film und verwies den Zuschauer auf seine Website. Die Kontroverse bleibt bestehen – und sie war Werbemittel Nummer eins beim diesjährigen Superbowl.

Christoph Kürbel

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