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heute in Bremen„Nicht nur Fix und Foxy“

Vernissage Das Institut français zeigt eine Ausstellung zum Thema „Graphic Novels und Einwanderung“

Philippe Wellnitz

56, ist zweisprachig aufgewachsen und leitet seit 2014 das Institut français in Bremen.

taz: Herr Wellnitz, was hat Graphic Novel mit Migration zu tun?

Philippe Wellnitz: Viel! Der ausländische Einfluss zieht sich durch die ganze Comic-Geschichte. Nehmen Sie Asterix und Obelix: Die Verfasser waren italienischer und polnischer Abstammung.

Wollen Sie mit der Ausstellung die Migrationsgeschichte anhand der Graphic Novels darstellen?

Nein, es ist genau andersherum. Die Ausstellung ist keine Dokumentation der Migrationsgeschichte, sondern sie zeigt den Einfluss, den Migration auf das Genre Comic oder Graphic Novel genommen hat und immer noch nimmt.

Wer hat die Ausstellung konzipiert?

Gemacht wurde die Ausstellung im Musée national de l’histoire de l’immigration in Paris. Wir haben sie ins Deutsche übersetzt und zeigen sie jetzt bei uns. Es gibt verschiedene Panels, die die verschiedenen Tendenzen innerhalb des Genres und auch die historischen Etappen zeigen.

Bezieht sich die Ausstellung nur auf französische Graphic Novels?

Nein, keineswegs. Aber es gibt tatsächlich einen Unterschied in der Rezeption von Comics: In Frankreich ist das ein sehr weit verbreitetes Medium. Nicht nur Kinder und der Underground, sondern fast alle lesen Graphic Novels.

Warum ist das in Deutschland anders?

Ich glaube, das hängt mit den unterschiedlichen Traditionen zusammen: Gerade Westdeutschland ist stark geprägt worden durch US-amerikanische Helden-Comics oder auch Mickey Mouse. Das ist aber etwas völlig anderes als die Graphic Novels, die in Frankreich stark verbreitet sind: Vieles davon kommt aus Belgien, und da gibt es nicht nur Fix und Foxy. Es hat also viel auch mit der Ursprungssprache der Comics zu tun.

Warum zeigen Sie die Ausstellung ausgerechnet jetzt?

Gute Frage! Also, es gibt einen äußeren Anlass, das ist die Frankfurter Buchmesse. Frankreich ist in diesem Jahr Gastland, und wir zeigen in diesem Zusammenhang die vielen Facetten französischer Literatur.

Also kein Bezug zur aktuellen Migrationsdebatte?

Doch, natürlich. Die Migrationsfrage ist in Frankreich sehr wichtig und spielt in den politischen Debatten zurzeit eine große Rolle. Es sind ja auch bald Wahlen, das Thema steht daher stark im Vordergrund.

Interview: KMS

19 Uhr, Institut français, Contrescarpe 19

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