: Retter in höchster Not
BRANDSCHUTZ Die Bremer Feuerwehr hat viel weniger Personal als vorgeschrieben – deswegen sollen jetzt 60 neue Stellen geschaffen werden
Bremen stellt 60 neue Feuerwehrleute ein. Das erklärte Innen-Staatsrat Thomas Ehmke (SPD) gestern in der Stadtbürgerschaft. Anlass war eine Anfrage der Linkspartei, die seit Jahren für mehr Einsatzkräfte in der Berufsfeuerwehr kämpft.
Dass es in Bremen viel zu wenig Feuerwehrleute gibt, musste gestern auch der rot-grüne Senat eingestehen: Im vergangenen Jahr waren nach Angaben des Senates an 148 Tagen weniger Brandbekämpfer im Einsatz als gesetzlich vorgeschrieben – in rund 40 Prozent aller Fälle war die festgelegte personelle Mindeststärke der Berufsfeuerwehr also unterschritten. Und zwar mitunter deutlich: An einzelnen Tagen fehlten bis zu 20 Feuerwehrleute, im Durchschnitt aber jeweils fast fünf, berichtete Ehmke der Stadtbürgerschaft. Sein Resümee: „Das ist nicht mehr zu vertreten.“
So schnell wird sich der Brandschutz trotzdem nicht verbessern, perspektivisch aber wohl schon: Die Landesregierung hat beschlossen, die Zahl der Vollzeit-Stellen bei der Berufsfeuerwehr von derzeit knapp 430 auf dann 490 zu erhöhen. „Das ist eine sehr deutliche Verstärkung“, findet Ehmke.
Die Ausbildung neuer Leute dauert jedoch zwei Jahre. Bis die aber „nach und nach in Dienst kommt“, wie der Staatsrat erklärt, müsse der Brandschutz in Bremen teilweise durch „freiwillige Mehrarbeit“ – also Überstunden – gewährleistet werden. Zugleich drohten durch Krankheit weitere Ausfälle bei der bremischen Feuerwehr. Eine akute Gefährdung der Einsatzkräfte oder der übrigen BremerInnen habe es aber nicht gegeben, so der SPD-Politiker: „Das ist mir so nicht bekannt“.
In der Vergangenheit war das aber auch schon anders: 2011 habe die „katastrophale Personalsituation“ der Bremer Feuerwehr am 1. Mai 2011 dazu geführt, dass um die Sicherheit der Feuerwehrleute und BürgerInnen „gefährdet“ war, monierten damals die Gewerkschaft ver.di und die Linkspartei – und forderten 80 neue Einsatzkräfte. Gekommen sind 18 Quereinsteiger aus Niedersachsen. Nun wähnt sich der Senat einig mit der Opposition: „Ich sehe die Defizite genauso wie sie“, sagte Staatsrat Ehmke der Linken. MNZ
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