Plutonia Plarre freut sich auf ein Knast-Restaurant: Knuspriger Tintenfisch im alten Zuchthaus
Alle reden über die Causa Holm. Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) redet übers Essen. Schön, dass wenigstens einer im Senat eine andere Platte auflegt. Nach seinem Vorstoß für die Einrichtung von Unisextoiletten in Behörden (taz berichtete) hatte der Tagesspiegel gespottet: „Behrendts dringende Geschäfte“. Nun hat der Grüne erklärt, dass er sich vorstellen könne, im Knast ein Restaurant zu eröffnen.
Wohlgemerkt: Der Mann ist nicht nur Justiz-, sondern auch Verbraucherschutzsenator. Restaurant und Knast, das ist, wie zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Es wäre keine Überraschung, wenn Tagesspiegel oder die Bild nun titelt: „Behrendt führt Hotelvollzug ein“.
Ein Restaurant für Gefangene – das wäre revolutionär. Egal wohin man guckt: Der Hauptklagepunkt im Knast ist immer das Anstaltsessen: zu wenig, kalt, unappetitlich, Brot hart, Kaffee schmeckt wie Abwaschwasser, die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Aber es kommt noch besser: Ein Restaurant nach italienischem Vorbild wolle Behrendt aufmachen, meldete die Nachrichtenagentur dpa am Montag. Pasta, Pizza, Rotwein – unter dem Grünen brechen im Berliner Strafvollzug goldene Zeiten an –, nur ähm, jetzt kommt die Einschränkung, nicht für die Gefangenen. In den Genuss des Gourmet-Essens hinter Gittern sollen nur Auswärtige kommen. Vorbild ist das italienische Gefängnis Bollate in Mailand. „In Galera“ (im Gefängnis) heißt das Restaurant, in dem Häftlinge zu Köchen und Kellnern ausgebildet werden. Der Laden läuft so gut, dass eine Reservierung empfohlen wird.
Ein Dinner bei Kerzenschein im alten Zuchthaus Tegel oder im Hochsicherheitstrakt Moabit lässt sich sicher gut vermarkten. Aber es werde dauern, „bis wir das hinbekommen“, räumte Behrendt ein. Knuspriger Tintenfisch oder Risotto mit Käse im Knast muss warten.
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