Tausende verlassen Rebellengebiete

EVAKUIERUNGEN 15.000 Menschen konnten Ost-Aleppo bislang verlassen. 500 weitere wurden aus belagerten Orten gebracht

ALEPPO/BERLIN afp/taz | Nach mehrfachen Unterbrechungen der Evakuierungen aus den letzten Rebellengebieten in Ost-Aleppo konnten am Montag wieder Tausende Menschen aus der syrischen Metropole in Sicherheit gebracht worden. Bis zum Vormittag trafen mehr als 40 Busse an einem Sammelpunkt westlich der Stadt ein, sagte der Mediziner Ahmad al-Dbis vor Ort. Viele Menschen waren in einem katastrophalen Zustand.

Al-Dbis, Chef einer Gruppe von Ärzten und Freiwilligen, die die Evakuierungsaktionen koordiniert, sagte, viele Familien seien angesichts der Kälte in mehrere Lagen Kleidung gehüllt gewesen, sie wurden bei ihrer Ankunft zunächst mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgt. Menschen hätten mehr als 16 Stunden lang an einem Kontrollpunkt der Regierung ausharren müssen, ohne die Busse verlassen zu dürfen. „Sie haben nichts gegessen, sie haben nichts getrunken, die Kinder sind erkältet, sie konnten nicht auf die Toilette gehen.“

Casey Harrity von der Organisation Mercy Corps sagte: „Die Menschen, die wir hier empfangen, sind durch die Hölle gegangen.“ Das Ausmaß ihres Traumas sei unmöglich zu beschreiben und zu verstehen.

Die Bewohner von Ost-Aleppo lebten in den vergangenen Monaten unter vollständiger Belagerung. Mitte November starteten die Regierungstruppen mit ihren Verbündeten eine Großoffensive, um den Ostteil der Stadt von den Rebellen zurückzuerobern.

Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz konnten etwa 15.000 Personen seit Beginn der Hilfsaktion in Sicherheit gebracht werden. Darunter waren auch 47 Kinder aus einem Waisenhaus, wie Unicef, das Kinderhilfswerk der UNO, mitteilte. Die UNO geht davon aus, dass sich noch etwa 30.000 Personen in Ost-Aleppo aufhalten.

Zeitgleich mit den Evakuierungen aus Aleppo wurden am Montag auch rund 500 Menschen aus den Dörfern Fua und Kafraja in der Provinz Idlib in Sicherheit gebracht, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Die Dörfer, in denen Schiiten leben, werden von Regierungstruppen gehalten, sind aber von Rebellen umzingelt. Die Evakuierung der Dörfer war eine Bedingung iranischer Milizen, die aufseiten Assads kämpfen.

Zu dem Evakuierungsabkommen gehört nach Angaben eines Rebellenvertreters auch der Plan, hHunderte Menschen aus den von der Armee belagerten Städten Sabadani und Madaja nahe der libanesischen Grenze in Sicherheit zu bringen. Diese Orte werden von Truppen des Regimes belagert.