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Ein neuer Pass und viele Skeptiker

Ab November erhalten Reisende den digitalen Pass. Er kostet mehr als doppelt so viel wie der alte und speichert persönliche Daten. Kritiker bezweifeln, dass er wirklich sicherer ist als sein Vorgänger. Sie fürchten, dass künftig der Datenschutz leidet

VON JAN PFAFF

Wer ab November einen neuen Reisepass beantragt, muss tiefer in die Tasche greifen. Statt bisher 26 Euro kostet der neue Pass dann 59 Euro. Grund dafür ist die digitale Aufrüstung des Reisedokuments.

Auf einem kleinen Chip im Deckel des elektronischen Passes (ePass) sollen künftig persönlichen Daten des Inhabers gespeichert werden. Langfristig soll so der prüfende Blick des Grenzers durch den Bildabgleich im Computer ersetzt werden.

Digitale Lesegeräte rufen die Daten des neuen ePasses per Funk ab. Das digitale Bild vergleicht der Computer automatisch mit dem Gesicht des Passinhabers.

Außerdem plant das Bundesinnenministerium ab März 2007 auf dem Chip auch zwei Fingerabdrücke des Passinhabers zu speichern. „Dadurch sind die ePässe fälschungssicherer als die bisherigen Dokumente“, sagte Martin Schallbruch vom Bundesinnenministerium. Zudem könnten Grenzkontrollen schneller und effizienter durchgeführt werden. Allerdings gebe es noch keinen genauen Zeitplan für die Umrüstung auf die digitalen Lesegeräte.

Kritiker wie der Chaos Computer Club (CCC) und die Humanistische Union bemängeln, dass die Funkverbindung zum Datenaustausch keineswegs sicher gegenüber Abhörversuchen sei. Völlig ungeklärt seien zudem die Kosten, die über die erhöhte Passgebühr hinaus durch die technische Umrüstung auf die Steuerzahler zukommen. Der Nutzen der ePässe stehe daher in keinem angemessenen Verhältnis zu dem vermeintlichen Nutzen.

Nach Angaben des CCC seien außerdem die Fehlerraten der digitalen Gesichtsabgleiche so hoch, dass sie für den praktischen Einsatz nicht taugten. Studien zur Erkennungsleistung gebe es zwar, räumte Schallbruch ein. Die Ergebnisse könnten nicht veröffentlicht werden, da sie sensible Informationen enthielten. „Wir wollen Fälschern keine Hilfestellung für die neuen Pässe geben“, so Schallbruch.

Auch andere Fragen zur Datensicherheit sind bislang noch ungeklärt. Zwar dürfen in Deutschland laut Gesetz weder die Passdaten noch die ab 2007 registrierten Fingerabdrücke in einer zentralen Datei gespeichert werden. Ob aber andere Länder die Daten, die sie bei der Passkontrolle vom Chip herunterladen, speichern oder wieder löschen, entzieht sich der Kontrolle des deutschen Datenschutzes.

Ira von Wahl, Sprecherin des Bundesbeauftragten für Datenschutz, kritisiert angesichts der offenen Fragen die Eile, mit der die Bundesregierung den digitalen Pass einführt. „Von Seiten der Europäischen Union ist noch Zeit bis 2006, um mit der Umstellung zu beginnen. Wir befürchten, dass wegen der Eile die Belange des Datenschutzes beim ePass zu kurz kommen.“

Der Biometrie-Experte Jan Krissler rät deshalb, bis Ende Oktober noch schnell einen herkömmlichen Pass zu beantragen. Diese Pässe werden durch die Umstellung keineswegs ungültig, sondern können zehn Jahre lang benutzt werden.

„Auch in die USA kann man weiterhin mit Pässen ohne Chip visumsfrei einreisen“, sagt Thomas Löer von der Bundesdruckerei. Dieser Regelung haben die USA aber nur zugestimmt, weil Deutschland sich verpflichtet hat, mit der Speicherung biometrischer Daten in Reisedokumenten zu beginnen.

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