PRESS-SCHLAG: Forever Löw
Der DFB gibt Joachim Löw einen Vertrag bis 2020. Da kommt Freude auf. Die Probleme im DFB werden weggegrinst
Joachim Löw soll also noch ein paar Jahre Bundestrainer bleiben. Sein Vertrag mit dem Deutschen Fußballbund wurde bis 2020 verlängert. Viel zu streiten darüber gibt es nicht. Er ist der Weltmeistertrainer. Seit er Trainer beim DFB ist, hat die Mannschaft bei den großen Turnieren immer zumindest das Halbfinale erreicht. Er stand an der Linie, als Deutschen bei der WM in Brasilien die Gastgeber mit 7:1 geschlagen hat und ist somit Autor einer der größten Fußballgeschichten, die je in Deutschland geschrieben wurden.
Genug der Lobhudelei! Mit so einem kann man den Vertrag auch bis über die WM 2030 hinaus verlängern, gerne auch auf Lebenszeit. Nicht einmal diejenigen, die das Halbfinal-Aus bei der EM im Sommer gegen Gastgeber Frankreich als Blamage bezeichnet haben, werden sagen können, wer es denn besser gemacht hätte. Und auch diejenigen, die beinahe schon „Skandal!“ geschrien haben, weil der Bundestrainer, vor der letzten Länderspieleinheit seine Kicker einen Tag später, als es möglich gewesen wäre, zu sich bestellt hat, werden wissen, dass das nicht wirklich schlimm war. Die Vertragsverlängerung ist also voll okay.
Und so okay sie ist, so unsinnig und unnötig ist sie auch. Sollte wider Erwarten die WM in Russland 2018 zum totalen Desaster für das deutsche Team werden, dann wird man sich gewiss darüber unterhalten, ob es mit oder ohne Löw weitergehen soll. Die Vertragsverlängerung, die DFB-Präsident Reinhard Grindel mit seinem schönsten Strahlen im Gesicht präsentiert hat, ist ein Gute-Laune-Event, das dem Verbandsboss gerade ganz gut in den Kram passt.
Am kommenden Wochenende steht der Bundestag des DFB an, das Treffen der Verbandsdelegierten aus Liga und DFB. Die sollen schön was zum Klatschen haben, damit sie dann auch brav die Hand heben, wenn es um die Wiederwahl von Grindel geht und vor allem wenn es darum geht, den gerade frisch erneuerten Grundlagenvertrag des DFB mit der DFL, dem Verband der Profiligen, durchzuzwinken. Der regelt, wie viel Geld der DFB vom prosperierenden Ligafußball erhält und wie viel der DFB aus seinen üppig sprießenden Einnahmen aus der Vermarktung der Nationalmannschaft an die Profiliga zu zahlen hat.
So manchem Amateurklub kommt zu wenig von dem, was oben verdient wird, unten an. Engelbert Kupka, Präsident der SpVgg Unterhaching, wettert seit Wochen gegen die Verteilung und hat einen bitterbösen Brief an das DFB-Präsidium geschickt, das dann doch dem Grundlagenvertrag zugestimmt hat. Jetzt geht er davon aus, dass die meisten Delegierten eh nicht so genau wissen, worum es geht, und den Vertrag durchwinken. Nach der Vertragsverlängerung mit Löw ist eh alles gerade so schön im DFB. Wer will sich schon über die Geldverteilung zwischen Profis und Amateuren streiten, oder gar – nicht auszudenken! – über den Umgang der DFB-Spitze mit der sogenannten Sommermärchenaffäre.
Andreas Rüttenauer
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