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Welt-ArtenschutzkonferenzHilfe für Elefanten und Papageien

Die Mitgliedsstaaten haben sich für die Schließung nationaler Elfenbeinmärkte ausgesprochen. Auch Papageien sollen in Zukunft besser geschützt werden.

Im Nairobi Nationalpark wird Elfenbein vernichtet Foto: dpa

Johannesburg dpa | Für mehrere Tierarten sind am Wochenende bei der Welt-Artenschutzkonferenz (Cites) strengere Regelungen beschlossen worden. So ist der Handel mit Knochen freilebender Löwen nach Beschluss der Delegierten künftig verboten. Mit Elfenbein soll künftig auch innerhalb von Staaten nicht mehr gehandelt werden dürfen. Hochgestuft wurde der rechtliche Schutz für wildgefangene Graupapageien: Sie sollen künftig nicht mehr international kommerziell gehandelt werden. Besser geschützt werden auch Dutzende Reptilienarten.

Am Sonntag sprachen sich die Mitgliedsländer im Konsens für die weltweite Schließung nationaler Elfenbeinmärkte aus. Zugleich wurden bindende Richtlinien für die Bekämpfung des illegalen Elfenbeinhandels beschlossen. „Die Entscheidung ist ein Riesenschritt für einen besseren Elefantenschutz. Gerade auf schlecht kontrollierten legalen Märkten findet sich immer wieder gewildertes und damit illegales Elfenbein“, erklärte WWF-Artenschutzexperte Arnulf Köhncke. Die Artenschutzkonferenz hatte 1989 beschlossen, den internationalen Handel mit Elfenbein zu verbieten.

Am Flughafen der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi wurden erst am Wochenende 300 Kilogramm Elfenbein beschlagnahmt. Vietnam zählt neben China zu einem der größten Märkte dafür. Bei einem Rekordfund 2009 waren knapp sieben Tonnen sichergestellt worden. Auch in Deutschland sind Schmuggler aktiv: Im September wurden bei einem Doppelfund in Rheinland-Pfalz und Potsdam 1,2 Tonnen unter anderem zu Schmuckdosen und Salatbesteck verarbeitetes Elfenbein sichergestellt.

Am Sonntag beschlossen die Cites-Mitglieder auch einen besseren Schutz für 55 Reptilienarten. „Nie zuvor wurden so viele verschiedene Reptilien, die für den europäischen Heimtierhandel geplündert werden, unter Schutz gestellt“, sagte Sandra Altherr von Pro Wildlife. Viele Schmuggler seien EU-Bürger. Die Szene treffe sich auf Reptilienbörsen – „wie der weltgrößten ihrer Art, der „Terraristika“ in Hamm, Nordrhein-Westfalen“.

Die Welt-Artenschutzkonferenz einigte sich zudem darauf, den Handel mit Löwen-Produkten zu beschränken. Verboten ist künftig der kommerzielle Handel mit Knochen und anderen Skelett-Teilen von Löwen aus freier Natur. Artenschützern geht das nicht weit genug. Sie kritisieren, dass die Ausfuhr von Produkten gezüchteter Tiere erlaubt bleibt.

Ersatz für Tigerknochen

„Um den boomenden Handel zu beenden, hätte es konsequentere Schutzmaßnahmen gebraucht“, sagte Daniela Freyer von Pro Wildlife. Der Ausbeutung von Löwen in afrikanischen Zucht- und Jagdfarmen sei leider kein Riegel vorgeschoben worden. Der Handel mit Löwenknochen stieg demnach in den vergangenen Jahren enorm, weil sie als Ersatz für Tigerknochen in der sogenannten Traditionellen Medizin eingesetzt werden.

Zuvor war bei der Konferenz entschieden worden, dass wildgefangene Graupapageien künftig nicht mehr international kommerziell gehandelt werden dürfen. In einer geheimen Abstimmung auf der Konferenz wurde der rechtliche Schutz für die cleveren, sprachbegabten Vögel erhöht. Eine endgültige Entscheidung sollte es allerdings erst in den nächsten Tagen geben.

Vertreter aus 183 Länder tagen noch bis zum 5. Oktober in Johannesburg, um Regeln für den Handel mit gefährdeten Arten zu erstellen.

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6 Kommentare

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  • Manche scheinen Artenschutz mit Tierschutz zu verwechseln. Beim Artenschutz kreist das Problem ausnahmsweise nicht um den eigenen Verdauungstrakt bzw. nur indirekt. Am Artensterben durch die Hauptverursacher Landwirtschaft und Flächenverbrauch sind alle beteiligt.

  • leider ist das ein Propaganda-Märchen das mit der Realität nur wenig zu tun hat. Die Macropoden leiden in der Tat vielmehr unter der exzessiven Landwirtschaft und v.A. Viehhaltung, die die einheimische Vegetation beschädigt und Grundwasservorräte nachhaltig senkt. Das künstliche Wasserangebot kann die langen Trockenheiten nicht kompensieren und entgegen den vielzitierten Sprüchen Känguru-Populationen würden unter solchen Bedingungen "explodieren" befinden sie sich leider in alles andere als stabilen Zahlen, der Bestand hat sich seit 2001 um 40% gesenkt.

    Es lässt sich auch sagen, dass es biologisch nahezu unmöglich ist für Kängurupopulationen zu "explodieren", da sie einen äußerst langsamen Reproduktionszyklus haben, es dauert 18 Monate um einen einzigen Joey von der Abhängigkeit zur Muttermilch zu entwöhnen, und die Sterberate von Joeys liegt bei 70-100%. Selbst bei guten, oder den sog. künstlich guten Konditionen ist es Kängurus daher nicht möglich mehr als max. 1 Joey im Zeitraum von über einem Jahr großzuziehen und dann kommt noch die Sterberate dazu....

    Zum anderen möchte ich kurz spezifizieren, dass wir von unterschiedlichen Problematiken sprechen. In meinem Kommentar bezog ich mich auf die kommerzielle Industrie die bislang versucht hat Kängurufleisch- und -Lederprodukte zu versetzen und nun, da der Markt aufgrund der unfassbar schlechten Hygienebedingungen und zunehmenden Kritik der Grausamkeit der Jagd eingebrochen ist, eine Kampagne zur Verarbeitung von Kängurufleisch zu Tierfutter fährt. Dies sind jedoch nicht dieselben Tiere, die anderswo aus "umweltschützenden" Gründen getötet werden und auch nicht die, die der Farmer von nebenan nicht auf seinen 300 000ha Rinderland rumlaufen sehen möchte, sondern Tiere die ganz einfach für Profit getötet werden. Eine Industrie, die nicht nur mit vom RSPCA als grausam und unmenschlich eingestuft wird, sondern auch massiv Gelder verschwendet, die beispielsweise im Ökotourismus o.Ä. auch ökonomisch lohnender wären.

  • und Australien verarbeitet derzeit stillschweigend seine Nationaltier zu Hundefutter - der größte Massenmord an einem Landsäugetier unserer Zeit und niemand interessiert´s! Ist ja auch so praktisch weit weg...

    Darüber würde ich mir wirklich mal einen Artikel wünschen, liebe taz!

    • @Wru Wallin:

      *niemanden

      • @Wru Wallin:

        Das Problem dürfte ein Altes sein: massenhafte Vermehrung aufgrund Rinderhaltung - die Hüpfer profitieren vm Wasserangebot. Das könnte man nur durch ein Verbot der Rinderhaltung oder weit verbreiteten Vegetarismus in den Griff kriegen - oder Abschuss. Sonst gibt es weiter Probleme, auch wenn es traurig ist, aber in dem Maße sind die Kangaroos leider in diesem Ökosystem nicht vorgesehen. Die Rinder natürlich auch nicht! Aber den Aussies das Fleischessen abzugewöhnen wird ein harter Job...

        • @Mitch Miller:

          Ich persönlich halte das Töten in allen drei Szenarien aufgrund der angesprochenen Problematik der Grausamkeit (U.A. geht es dabei um das grausame Töten der Joeys, das qualvolle Verenden der at-foot Joeys, die fast nie vorschriftsgemäß ebenfalls getötet werden sowie der mangelnden Präzision in der Ausführung, cleare head shots im Dunkeln bei beweglichen Objekt, klappt Stichproben gemäß leider nicht so oft, wie das Gesetz das vorsieht...etc.) grundsätzlich für falsch. Es gibt im Zusammenhang mit Ökosystemen, die z.B. aufgrund der Verbauung von Migrationswegen (Kängurus sind Nomaden und neigen daher an sich auch nicht zu überbordenden Populationen) einige interessante Studien die den Einsatz von Kontrazeptiva in Kängurus untersuchen, aber auch Forschung zum sinnvollen Einsatz von Korridoren die das Problem frühzeitig eindämmen könnten.. Ich begrüße diese Vorstöße und mir ist klar dass es für komplexe Probleme an der Schnittstelle zwischen Mensch und Umwelt (denn das ist wirklich was passiert, der Mensch konkurriert um SEINEN Lebensraum) keine einfache Lösung (neben dem draufhalten und abknallen) gibt, aber gute Lösungen sind immer ein bisschen komplexer ;)

          Dass muss ich auch vertreten, da ich das Töten auch von nichtmenschlichen Tieren auch moralisch für falsch halte. Das ist aber nur meine persönliche Ansicht. ;)

          Wie man sieht, liegt dem eine komplexe vielschichtige Problematik zugrunde und ich würde mir tatsächlich wünschen, auch in Europa mal eine differenzierte Berichterstattung dazu zu lesen.

          Bei Interesse über mehr Informationen kann auch gerne an mich oder die von mir sehr geschätzte Australian Society for Kangaroos herangetreten werden. :)