: Viel Lärm um lauten Rasen
SportFußballverein kämpft darum, trainieren zu dürfen. Heute Demonstration
Anfang des Jahres bekam der Sportplatz des FC Teutonia in Ottensen einen neuen Kunstrasen. Die Freude war groß, der robuste Platz konnte viel stärker genutzt werden. Bis eine Anwohnerin sich beim Ordnungsamt über den Lärm beschwerte – und Recht bekam. Weil der neue Kunstrasen nicht als Umbau, sondern als Neubau deklariert wurde, falle er unter die Lärmschutzverordnung, erzählt Leon Klute vom FC Teutonia. Der Altanlagenbonus, der Sportplätze rechtlich begünstigt, die vor Mitte 1991 erbaut wurden, sei damit verfallen.
„Auch für den Fußballplatz-Belag ist eine eigenständige Baugenehmigung notwendig“, erklärt Sven Hielscher, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Altonaer CDU-Bezirksfraktion. Infolge der Beschwerde musste der Verein die Zeiten massiv einschränken: Unter der Woche darf statt bis 22 Uhr nur noch bis 21 Uhr gespielt werden, samstags sind insgesamt 300 Minuten erlaubt, sonntags 200. Allen 38 Mannschaften des Vereins ausreichende Spiel- und Trainingszeiten zu bieten, sei da nicht möglich, sagt Klute.
Die Spielermutter Verena Molkentin bedauert die Entwicklung um den Platz im dicht besiedelten Ottensen: „Die Kinder haben sich engagiert, spenden gesammelt und sich wahnsinnig über den neuen Platz gefreut – plötzlich werden sie so eingeschränkt.“
Dabei hatte diese Einschränkung möglicherweise gar keine rechtliche Grundlage, das folgert die Linksfraktion in der Bürgerschaft aus einer Senatsantwort. „Offenbar hat der Senat versäumt, bundesrechtliche Regelungen zu berücksichtigen und mit dem Verein zu kommunizieren“, sagt Mehmet Yildiz, sportpolitischer Sprecher der Linken. Aus seiner Sicht verfällt der Altanlagenbonus nicht, wenn Grand- in Kunstrasenplätze umgewandelt werden.
Die Bundesimmissionsschutzverordnung regelt unter anderem die Lautstärkepegel und Zeiten, die Sportplätze bundesweit einhalten müssen. Das Gesetz wird derzeit überarbeitet, der erste Entwurf einer Änderungsordnung liegt vor. „Nach Anhörung der Länder und Verbände befindet sich der Entwurf derzeit in der Abstimmung mit den Bundesressorts“, erklärte der Senat. Noch dieses Jahr soll die neue Verordnung fertig werden, bis dahin bangen viele Vereine um ihre Plätze.
Heute ruft der Ottenser Verein zur Demonstration auf – gegen die Bevorzugung von Einzelinteressen gegenüber gemeinnützigen Vereinen. Dabei haben etliche andere Clubs ihre Unterstützung angekündigt. „Wir rechnen mit über 1.000 Teilnehmern“, meint Klute.
HANNES VATER
Lärmschutz-Demo: 17 Uhr, Teutonia-Vereinsheim, Tönsfeldstraße 2
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