piwik no script img

GebrauchsanweisungDrei Schritte zur Verschwörungstheorie

1. Sind Verschwörungstheorien das Richtige für mich?

Verschwörungstheorien helfen gegen Ängste und Orientierungsprobleme: Eine Welt, die in gut und böse eingeteilt ist, sorgt für psychische Entlastung. Mit einem klaren Feindbild und Schuldzuschreibungen lässt sich ganz hervorragend die eigene Ohnmacht relativieren. Außerdem helfen sie bei Komplexitätsreduktion: Verschwörungstheorien sind ein tolles Instrument, um die Umwelt anhand einfacher, monokausaler und stereotyper Annahmen zu erklären.

2. Gibt es Nebenwirkungen?

Die Welt wird nur noch mit einem Freund-Feind-Schema wahrgenommen. Es gibt keine Zufälle, alles ist bedrohlich und hat eine geheime Bedeutung. Achtung: Verschwörungstheorien können einen Handlungsappell implizieren: Eine Verschwörungstheorie will sich missionarisch verbreiten, der Feind muss bekämpft oder vernichtet werden.

3. Welche Typen von Verschwörungstheorien stehen zur Verfügung?

Reale Verschwörung (Paranoia-Level 1): Eine geheime Übereinkunft einer kleineren Gruppe von Personen, die ein bestimmtes Ziel hat (Weltherrschaft, Gedankenkontrolle, religiöse Erlösung) und deswegen konspiriert.

Verschwörungshypothese (Paranoia-Level 2): Die Annahme einer Verschwörung ist korrekturfähig. Tauchen gegenteilige Beweise auf, wird die Verschwörungshypothese verändert oder aufgegeben.

Verschwörungsideologie (Paranoia-Level 3): Die Grundannahme einer Verschwörung ist apodiktisch. Gegenteilige Beweise tun nichts zur Sache.

Verschwörungsmythos (Paranoia-Level 4): Projektion verschwörungsideologischen Denkens auf eine real nicht existierende Gruppe. Gegenteilige Beweise werden entweder nicht wahrgenommen oder willkürlich als Beweis für die vermeintliche Verschwörung uminterpretiert. gjo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen