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Das Reformationsjahr des RBB

Medien Ab dem kommenden Jahr will der Rundfunk Berlin-Brandenburg sein Fernsehprogramm ummodeln. Das Ziel: Der Sender will endlich nicht mehr Letzter sein

RBB-Intendantin Patricia Schlesinger Foto: RBB

von Jürn Kruse

Fans von Talkerin Bettina Rust und dem brandenburgischen Bio-Landwirt Max Moor müssen jetzt stark sein: „Absehbar“ werde es keine Fortsetzung von „Stadt, Rad, Hund“, „Bücher und Moor“, „Köche und Moor“ sowie von „Bauer sucht Kultur“ geben, heißt es lapidar im letzten Satz der Mitteilung, in welcher der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) die bevorstehenden Veränderungen seines TV-Programms erläutert.

Eine „umfassende“ oder, wie es anderer Stelle heißt, „grundlegende“ Reform des RBB-Fernsehens will der Sender ab 2017 starten. Zwei Formate sollen neu kommen, acht werden „überarbeitet“. Das Ziel lautet: den Abend stärken. Die BerlinerInnen- und BrandenburgerInnen sollen endlich ab 20 Uhr ihren Heimatsender einschalten.

Miese Zuschauerzahlen

Denn das tun sie bislang nicht. Keine ARD-Landesrundfunkanstalt erreicht mit ihrem dritten Programm so schlechte Zahlen im eigenen Sendegebiet wie der RBB. Nur 6,3 Prozent Marktanteil waren es im Jahr 2015. Zum Vergleich: Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) erreicht in seiner Heimatregion Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen 9 Prozent.

Deshalb macht die Neue jetzt ernst: Patricia Schlesinger, die vor wenigen Monaten gewählte Intendantin, spricht von einer „Durststrecke“, die das RBB-Fernsehen erlebt habe. „Die möchten wir überwinden, und ich spüre im Haus den Wunsch und die Bereitschaft, daran mitzuwirken“, sagt die Nachfolgerin von Dagmar Reim.

Starten sollen im kommenden Frühjahr „ein neu zu entwickelndes, multimediales Verbrauchermagazin“, das immer montags um 20.15 Uhr laufen soll, und – zur selben Uhrzeit am Donnerstag – „ein neues Format mit gesellschaftspolitischen Themen, gern auch mit einem satirischen Blick“. Der Montagabend bekommt einen festen Platz für Dokuserien, jenes Format, das in jüngster Zeit vor allem von Onlinevideoanbietern wie Netflix („Making A Murderer“, „Last Chance U“) populär gemacht wurde.

Neu konzipiert werden soll unter anderem der „Sportplatz“, der laut RBB-Mitteilung „seit Jahren am späten Sonntagabend „um sein Publikum kämpft“. Was wohl so viel bedeutet wie: Guckt fast keiner. Aber der zeitliche Spielraum beim „Sportplatz“ ist eng. Will man dort weiterhin Ausschnitte von den Sonntagsspielen der Bundesliga zeigen, ist man an das Zeitfenster am späten Abend gebunden.

Außerdem soll das Kunst- und Kulturmagazin „Stilbruch“ verändert und neu positioniert werden, das Vorabendprogramm „RBB um 6“ soll an sieben statt wie bisher fünf Tagen pro Woche laufen und „Täter – Opfer – Polizei“ einen gänzlich neuen Anstrich bekommen. Wegfallen wird neben den Sendungen von Rust und Moor auch „RBB um 4“.

Viel zu tun also. Das weiß auch Patricia Schlesinger: „Das alles ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf, es wird Verzögerungen geben, Umwege, Pannen.“ Ein bisschen klingt das nach der neuen Bescheidenheit von Hertha BSC („We try. We fail. We win.“).

1,7 Millionen pro Jahr

Umsonst wird es das Ganze natürlich nicht geben: 5 Millionen Euro soll die mittelfristige Programmreform nach Angaben des RBB kosten. Außerdem sollen jedes Jahr 1,7 Millionen Euro zusätzlich ins Fernsehen fließen. Geld, das aus den deutlich höheren Erträgen kommen soll, die seit der Umstellung von der Rundfunkgebühr auf den Rundfunkbeitrag Anfang 2014 angefallen sind. In Berlin sind die Einnahmen besonders stark gestiegen. Die Mittel müssen allerdings noch von den MinisterpräsidentInnen der Länder freigegeben werden.

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