ZSOLT ERDEI, VOLKSHELD: Hochgeboxt
■ geboren in Budapest, lebt in Hamburg. Gewann alle seine 31 Profi-Kämpfe, davon 17 durch K.o. Foto: dpa
„Oh, wie ist das schön …“ Wenn Meister-Trainer Fritz Sdunek Freudengesänge anstimmt, muss etwas Besonderes geschehen sein. Selten wurde einem Boxer so viel Ehrerbietung entgegengebracht wie Zsolt Erdei nach seinem furiosen Sieg am Samstag in Kiel gegen den fast acht Kilogramm schwereren Italiener Giacobbe Fragomeni.
Draußen schrien sich hunderte Fans aus Ungarn für ihren Volkshelden heiser: „Zsolti, Zsolti.“ Der Umjubelte selbst war müde, aber glücklich: „Der Junge aus der Puszta ist nun aus der Puste. Manchmal muss ein Mann hart für die Familie arbeiten.“ Seinen Titel im Halbschwergewicht hatte der 35-Jährige zwölfmal hintereinander verteidigt. Mangels lukrativen Gegners führten ihn die verschlungenen Pfade der Boxpolitik nun ins Cruisergewicht, wo die Gewichtsobergrenze über zehn Kilogramm höher liegt. Dafür musste er den Titel im Halbschwergicht niederlegen, der seinem Stallgefährten Jürgen Brähmer zufiel.
„Das wusste ich nicht, als ich mich für den Kampf entschied“, sagt Erdei. Aber er wäre der Letzte, der sich darüber beklagen würde. Bei Universum ist er für den Teamgeist zuständig. Immer einen Spruch auf den Lippen, sorgt er für Spaß zwischen Sandsäcken und Gewichten.
Seit er vor drei Jahren Vater wurde, ist der Autor eines Kinderbuches, der seinen Kampfnamen „Feuervogel“ einem Märchen entliehen hat, nachdenklicher geworden. „Früher bin ich durch die Wand gelaufen, aber jetzt bin ich überlegter, vielleicht zu überlegt.“ Ans Aufhören denkt die 1,78 Meter große Kämpfernatur dennoch nicht. „Ich kann noch einiges backen“, sagt er und hängt einen typischen Erdei-Witz dran: „Vielleicht im Schwergewicht gegen Valuev.“ Der misst 2,13 Meter.
RALF LORENZEN
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