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Es traf viele Kinder

AUS DELHIBERNARD IMHASLY

Drei Tage Staatstrauer in Pakistan. Sie ist der Versuch, den kollektiven Schock des schlimmsten Erdbebens in der Geschichte der südasiatischen Nation zu verarbeiten. In einem religiösen Land wie Pakistan geht sie einher mit Aufrufen zum Gebet, umso mehr, als der Fastenmonat Ramadan begonnen hat. Die Luftbilder komplett zerstörter Städte, die Szenen von Schmerz und Not sowie die ständig nach oben revidierten Opferzahlen – sie liegen laut den Angaben der Kinderhilfsorganisation Unicef inzwischen bereits zwischen 30.000 und 40.000 – haben auch den Pakistanern klar gemacht, dass sie hier vor einer Jahrhundertkatastrophe stehen.

Besonders erschreckend ist die hohe Zahl von Kinderopfern. Der Militärsprecher Shaukat Sultan sprach bereits die Befürchtung aus, in der Nordregion könnte eine ganze Generation ausradiert worden sein. Viele Kinder befanden sich zum Zeitpunkt des Bebens in der Schule. Da an vielen Orten Examen stattfanden, war die Präsenzdichte ungewöhnlich hoch.

Angesichts der zahlreich eingestürzten Schulhäuser wurde auch erste Kritik laut. Die Zeitung Daily Times verwies auf einen seit drei Jahren bestehenden Regierungsplan, 63.000 Schulhäuser zu reparieren. Der Plan sei aber nicht ausgeführt worden. Es zeige sich hier einmal mehr die Vernachlässigung der armen Bevölkerungsgruppen in Randregionen. Dies liegt auch daran, dass der pakistanische Teil von Kaschmir, aufgeteilt in Azad Kaschmir und die Nordregion von Gilgit und Baltistan, wegen der internationalen Politik unter einem politischen Sonderstatut steht, in dem sich die Bevölkerung politisch nicht artikulieren kann.

Präsident Musharraf blieb nicht viel mehr als der Appell an die internationale Hilfsbereitschaft und die nationale Solidarität, um der Katastrophenfolgen Herr zu werden. Dies ist für die große Mehrheit der pakistanischen Bevölkerung nicht selbstverständlich, da große Teile Kaschmirs wegen des schwelenden Konflikts mit Indien nicht zugänglich sind.

Immerhin sind zahlreiche private Hilfsorganisationen, darunter die für ihre Effizienz berühmte Edhi Foundation aus Karatschi, bereits im Einsatzgebiet. Sie werden nun zunehmend durch Hilfstrupps aus aller Welt ergänzt, denen die Regierung bestimmte Einsatzgebiete zugewiesen hat. Angesichts des großen Zerstörungsgrads in einer ökonomisch schwachen Region zeigt sich aber bereits heute, dass die Hilfe ziemlich rasch von der Phase der Menschenrettung zu jener der Existenzsicherung wechseln muss.

Unterdessen sind die Behörden Pakistans weiterhin vor allem darauf bedacht, Finanzmittel und Geräte zu erhalten, da das Personal lokal zur Genüge vorhanden sei. Besonderes Gewicht legen sie auf die Verfügbarkeit von Helikoptern, da sich im gebirgigen Katastrophengebiet praktisch keine Anflugpisten für Flugzeuge befinden. Die vielen unterbrochenen Straßen werden sich in den brüchigen Gesteinsschichten des Himalaya-Bodens auch nicht so rasch reparieren lassen.

Neben Transportmitteln dürfte sich auch der Bedarf nach Zelten bald erhöhen, da die vorhandenen Lager der internationalen Organisationen angeblich bald erschöpft sein werden. Die Unicef hat den Bedarf auf 200.000 Zelte hochgerechnet – doch dieser wird rasch steigen, wenn die ersten Winterregen einsetzen und die kalten Nächte beginnen. Die Zahl der Obdachlosen in Pakistan wird inzwischen auf 2,5 Millionen Menschen geschätzt.

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