Radikale Weinevon Rainer Schäfer:
Eine Plaudertasche kann man Marjan Simčič wirklich nicht nennen. Er sagt nur das Allernötigste, dabei nuschelt er und auch seine Mimik fällt sparsam aus. Simčič lebt im slowenischen Ceglo, er ist keiner, der es allen recht machen muss. Seine Weine sind wie ihr Erzeuger: zunächst abweisend, hintergründig, nicht auf den schnellen Effekt aus.
Der Rebula steht dunkelgelb und trüb im Glas, am Gaumen verblüfft er mit Gerbstoffen, die man von einem Rotwein erwartet. Das liegt daran, dass Simčič seine Weißweine oft monatelang auf der Maische stehen und dann noch 18 Monate in großen Holzfässern reifen lässt.
Simčič zählt zu den Wegbereitern einer Weinstilistik, die momentan als authentisch gefeiert wird. Aber der Winzer reagiert befremdet, wenn er als Virtuose des „Orange Wine“ bejubelt wird. Das sei ein Modebegriff. „Ich mache natürlichen Wein wie unsere Großväter.“
1990 fing Simčič damit an, Vertreter einer stürmischen Generation, deren Väter „im Sozialismus ausgebremst worden waren“. Für ihn ist die traditionelle Weinbereitung der Weg, den Ausdruck seiner Lagen möglichst gut herauszuarbeiten. Gerade die Rebula, die heimische Rebsorte, mache sich trefflich auf dem Opoka, wie die Kalkmergelböden in der hügeligen Brda heißen.
Simčič gießt Wasser auf einen Gesteinsbrocken, er schnuppert, es riecht wie in einem feuchten Steinbruch: „Das ist der Geschmack unserer Landschaft.“ Opoka heißen auch seine Spitzenweine, bei denen der Abdruck des Bodens wichtiger ist als die Frucht. Gibt man dem Rebula Opoka Luft und Zeit, zeigt er Aromen von kandiertem Ingwer und reifem Calvados. Im Mund verdichten sich Gerbstoffe und Phenole zu einer würzigen und pikanten Fülle.
Es ist ein packender archaischer Wein, den nur ein Winzer mit Mut und eigenen Vorstellungen erzeugen kann.
Rebula Opoka, Jahrgang 2010, Marjan Simčič, 33 Euro, Bezug über www.weinhalle.de
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