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Kolumne RiologieEs herrscht tatsächlich Eiszeit

Kolumne
von Markus Völker

Klimaanlagen beherrschen die Brasilianer nicht. In Rio sind die Räume so kalt, dass unser Autor nur noch Sportarten im Freien besucht.

Irgendwo in einem klimaanlagenbelasteten Raum in Rio Foto: dpa

W enn in Brasilien etwas funktioniert, dann ist es die Klimaanlage. Draußen sind 18 Grad, egal, drinnen bläst ein Eishauch und kühlt runter auf 12 Grad. Sobald man in Rio durch eine Tür geht, und das sind viele, muss man mit einem eklatanten Temperatursturz rechnen. Bämm. Am schlimmsten war es in einem Zug vom Olympiazentrum in Deodoro hinein nach Rio. Nach einer guten halben Stunde waren die Nase und die Ohren so kalt wie nach einer Biwak-Nacht in den Anden.

Wir waren die Einzigen, die sich in diesem fahrenden Kühlschrank einen Pullover drüberzogen. Die Brasilianer standen mit Trägerhemd und kurzer Hose in der Kältekammer, als sei es gar nichts.

Aber: Alles ist scheißkalt, die Metro, die Hallen, die Pressezelte, einfach alles, wo man kalte Luft hineinblasen kann.

Mein Kollege, mit dem ich eine Wohnung teile, ist Klimaanlagen-krank, ich bin es auch. Die Ohren tun mir weh. Es kann mit der Wirtschaftskrise in Brasilien nicht so weit her sein, wenn die Klimaanlagen immer noch Vollstoff geben. Ich bin mir sicher, dass Rio im Winter die Hälfte an Energie sparen könnte, wenn die Teufelsdinger nicht liefen.

Geschaut wird nur noch draußen

Aber sie laufen, und zwar so, als müsste noch der letzte Tourist oder Schreiber aus Europa schockgefrostet werden. Mittlerweile probiere ich es mit der An-aus-Technik. Damit ist nicht der Schalter der Klimaanlage gemeint, schön wär’s, sondern meine textile Strategie.

Drinnen ziehe ich jetzt immer einen Kapuzenpullover drüber. In der U-Bahn ernte ich dafür interessierte Blicke. Manche schauen mich an, als hätte ich nicht alle beisammen. Wahrscheinlich überlegen sie gerade, sich komplett zu entkleiden, weil sie das laue Gebläse der Klimaanlage für einen Wüstenwind halten.

Wir schauen uns langsam nur noch die Sportarten aus, die im Freien stattfinden. Beachvolleyball wäre gut oder Freiwasserschwimmen oder Hockey. Aber Hockey findet in Deodoro statt. Und dorthin fährt nur der berüchtigte Eiszug, den zu überleben wohl nur Cariocas gelernt haben. Ich setze mir jetzt erstmal einen heißen Tee auf.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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