: Ganz Mitte wird zum Sandkasten
Ausgerechnet in der touristenüberlaufenen Stadtmitte wird noch jahrelang gebaut werden. Gründe sind unter anderem die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5, der Abriss des Palasts der Republik und des Hotels Unter den Linden
Großbaustelle wird in den nächsten Jahren nicht nur der Alexanderplatz sein, sondern der gesamte Bezirk Mitte. Das langwierigste Vorhaben wird dabei die auf sieben bis neun Jahre veranschlagte Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 vom Brandenburger Tor bis zum Alexanderplatz werden.
Zwar soll bis zum Beginn der Fußball-WM im Juni 2006 der bereits fertig gestellte Abschnitt zwischen Lehrter Bahnhof und Brandenburger Tor als U 55 in Betrieb gehen. Doch Zeit für eine Buddelpause wird es nicht geben. Der nächste Abschnitt der so genannten Kanzler-Bahn ist bereits in Planung. Er reicht dann bis zur Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße.
Für den Bau des dortigen Kreuzungsbahnhofs mit der U 6 wird der Verkehr Unter den Linden stark eingeschränkt. Ein unterirdischer Fahrweg soll den Abtransport des Bauschutts mit Lkws in Richtung Spree gewährleisten.
Die Friedrichstraße soll zwischen Unter den Linden und der Behrenstraße für den Autoverkehr sogar anderthalb Jahre komplett gesperrt werden. Durchkommen gibt es dann nur noch für Fußgänger. Für sie wird es einen fünf Meter breiten Durchgang geben, versichert Verkehrsstaatssekretärin Maria Krautzberger (SPD).
Unannehmlichkeiten müssen nicht zuletzt auch die Nutzer der U-Bahn in Kauf nehmen. Der Verkehr der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden U 6 soll für die Dauer der Bauarbeiten unterbrochen werden. Die Fahrgäste müssen dann auf Busse umsteigen. Baubeginn für die Verlängerung der U 5 vom Reichstag bis zur Friedrichstraße soll nach Fertigstellung der Fahrbahn- und Gehwegumbauten Unter den Linden im Jahr 2007 sein.
Bis dahin gibt es nördlich der Linden bereits eine andere Baustelle. Noch vor dem Beginn der Fußball-WM wird das Hotel Unter den Linden abgerissen. Der an dieser Stelle geplante Neubau wird dann ganz bis an die Friedrichstraße heranreichen und auch den Blick auf das Kulturkaufhaus Dussmann verstellen.
Damit ist nicht nur der letzte Stadtplatz an der Friedrichstraße verschwunden. Seinen Einwohnern und auch den zahlreichen Touristen zeigt sich Berlin zur WM einmal mehr als „Hauptstadt der Baustellen“. Nur blöd, dass die „Schaustelle Berlin“ vergangenes Jahr zum letzten Mal stattfand.
Die nächste Großbaustelle an Berlins Prachtboulevard Unter den Linden soll einige hundert Meter weiter östlich am Schlossplatz entstehen. Nach erfolgter Ausschreibung will Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) Ende des Jahres mit den Abrissarbeiten am Palast der Republik beginnen. Ende 2007 soll dann nichts mehr von „Erichs Lampenladen“ zu sehen sein. Einziger Trost ist, dass es wohl noch viele Jahre dauern wird, bis mit dem geplanten Neubau des „Humboldt-Forums“ samt barocker Schlossfassade begonnen wird.
Im Westteil der Stadt dagegen wird Berlin weitgehend baustellenfrei sein. Bis zur Weltmeisterschaft, verspricht die Stadtentwicklungssenatorin, soll der Autotunnel am Breitscheidplatz zugeschüttet sein. UWE RADA
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