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Großbaustelle Alexanderplatz

Bis 2007 wird rund um den größten Platz in Ostberlin gebuddelt. Eine Straßenbahnlinie wird verlängert. Und auch zwei neue Kaufhäuser soll es geben. Zur Fußball-WM ruhen die Arbeiten

VON UWE RADA

Dieter Zeih ist ein Mann mit Grundsätzen. „Der Umbau des Kaufhauses wird bis zur Eröffnung der Fußball-WM 2006 fertig sein“, sagt der Geschäftsführer der Galeria Kaufhof am Alexanderplatz. Es sieht so aus, als sollte er Recht behalten.

Bereits seit August sind die neuen Rolltreppen in Betrieb, auf denen man mitten durch den ausgehöhlten Kaufhauskörper gleiten kann. Und fertig ist nun auch der Fassadenrohbau zum Brunnen der Völkerfreundschaft hin. An seiner Südseite nimmt der Alexanderplatz langsam Gestalt an.

Ginge es nach Dieter Zeih, wäre der Alexanderplatz nach der Eröffnung des von 20.000 auf 35.000 Quadratmeter Verkaufsfläche erweiterten Kaufhofs auch ein idealer Platz fürs „Public Viewing“ während der WM.

Doch nicht jeder am Alex ist so pünktlich wie der Kaufhof. So wird die Sanierung des U-Bahnhofs am Alexanderplatz mit dem Beginn der WM am 9. Juni 2006 längst nicht unter Dach und Fach sein. Erst im Oktober oder November 2006 soll die Grundinstandsetzung des Bahnhofs der Linie U 2 beendet sein, die Tunnelabdeckung sogar erst Ende 2006. Offene Baugruben werden also auch während der Fußball-WM das Bild am Alex bestimmen.

Ende 2006 ist auch der Termin, den sich die BVG für den Neubau ihrer Tramstrecke mit dem Arbeitstitel „Alex II“ gesetzt hat. Von der Prenzlauer Allee kommend, soll die neue Route über die Karl-Liebknecht-Straße führen, an der Memhardtstraße nach links abbiegen und zwischen dem Bahnhof Alexanderplatz und dem neuen Kaufhaus enden.

Um dem Kaufhof bei der Eröffnung nicht ins Gehege zu kommen, sind die Bauarbeiten zwischen Kaufhof und Bahnhof vorgezogen worden. Dieser Abschnitt soll bereits mit der Eröffnung des Kaufhofs im Mai 2004 fertig gestellt sein.

Die Bauarbeiten auf der Karl-Liebknecht-Straße werden dagegen bis September 2006 dauern. Den Start für die erste Tram hat die BVG für den 4. Dezember 2006 vorgesehen.

Doch nicht nur Kaufhof und BVG machen den Alexanderplatz zur Großbaustelle, sondern auch der Senat selbst. „Bereits im Januar soll mit dem 8,5 Millionen Euro teuren Umbau des Platzes selbst begonnen werden“, sagt Ulrich von Bismarck, der Projektleiter der Stadtentwicklungsverwaltung für den Alexanderplatz.

Den Wettbewerb zur Platzumgestaltung hatten im Juni 2004 die Büros Gerkan, Marg und Partner sowie WES gewonnen. Vorgesehen ist nicht nur die Ersetzung des Betonbelags durch gelben Granit, sondern auch die Verschiebung der Sitzstufen vor Saturn und dem Park Inn Hotel bis auf die Höhe des U-Bahn-Eingangs.

Eine Mischung aus „zurückhaltender Eleganz“ und der Vitalität eines „großstädtischen Platzes“ wünscht sich Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) für den zukünftigen Alexanderplatz. Doch vorerst herrscht die Gegenwart der Baustelle. Die Fertigstellung der Umbaumaßnahmen ist nicht vor Frühjahr 2007 zu erwarten. Während der Fußball-WM sollen die Bauarbeiten aber unterbrochen werden, versichert Junge-Reyers Sprecherin Petra Rohland. Bis dahin soll zumindest die Platzfläche zwischen Kaufhof und Brunnen der Völkerfreundschaft umgestaltet sein. Außerdem soll es am Alex auch möglich sein, während der WM zu feiern.

Fragt sich nur, wo. Nicht WM-tauglich ist nämlich auch der Umbau des seit 1998 leer stehenden und denkmalgeschützten Berolina-Hauses. Das von Peter Behrens errichtete Gebäude aus den 20er-Jahren wird derzeit von C&A zu einem Kaufhaus umgebaut. Als Eröffnungstermin ist – wie auch bei der Shopping-Mall Alexa der portugiesischen Sonae-Gruppe an der Alexanderstraße – der Herbst 2006 vorgesehen. Rechtzeitig fertig bis zum Beginn der WM im Juni 2006 wird dagegen das Park Inn Hotel sein. Seine Glasfassade wird derzeit erneuert.

Ist die Fußball-WM erst einmal beendet, fängt auf dem Alexanderplatz bereits das nächste Buddeln an. Auf der Nordseite des Platzes soll eine Tiefgarage gebaut werden.

Und dann ist da noch die Sache mit den Hochhäusern. Die meisten Türme sind inzwischen zwar dem Rotstift zum Opfer gefallen. Ein Investor – die texanische Hines-Gruppe – will aber partout mit dem Bau beginnen. Mehr als ein Bauzaun ist dabei aber noch nicht herausgekommen. Manchmal wird am Alex nicht nur geklotzt, sondern auch gekleckert.

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