: Radio Bremen gönnt sich hart
RUNDFUNK Mit dem neuen Sender „Bremen Next“ bietet Radio Bremen seit Mittwoch für 15- bis 25-Jährige ein Programm – vor allem im Netz
Radio Bremen hat seit Mittwoch ein neues Angebot für junge Menschen: Mit „Bremen Next“ will die Rundfunkanstalt 15- bis 25-Jährigen etwas bieten – und zwar nicht nur via Radio. Die UKW-Frenquenz 95,6 MHz läuft in der Vermarktung des neuen Senders unter ferner liefen. Hip, cool und bloß nicht angestaubt soll es wirken: Im Netz, bei Facebook, Instagram und so weiter.
„Im Zweifelsfall muss das alles aus dem Handy kommen“, sagte Intendant Jan Metzger. „Wenn man für junge Leute etwas machen will, muss man sich überlegen, wo sie Medien nutzen.“ Wie Programmdirektor Jan Weyrauch und Helge Haas, Leiter des Bereichs „Junge Angebote“, hatte auch Metzger die Krawatte am Mittwoch weggelassen, als er mit Next-Redaktionsleiterin Felicia Reinstädt den Sendebeginn feierte.
Reinstädt und ein Mitarbeiter sind dafür festangestellt, zudem bis zu 30 freie Mitarbeiter. Webvideos, Musik und Radiobeiträgen, „vom Partymachen in der Stadt bis zum politischen Weltgeschehen“ will das Team alles abdecken, was junge Menschen interessiere und auch ein Programm für MigrantInnen sein. Eigene Nachrichten gibt es nicht, zu den halben Stunden würden die in die Moderation eingebaut, erklärte Haas.
Haas, der auch das Programm von Bremen Vier leitet, lächelte – aber womöglich hat der Tag nicht bei all seinen Kollegen Partystimmung ausgelöst: Zwar bleibt Bremen Vier nach Bremen Eins der Sender mit den meisten Hörern im Land, mit dem Start von Bremen Next kann Bremen Vier nun aber offiziell als „alt“ gelten. Aussprechen will Haas das nicht, eine Programmveränderung aber gebe es ab dem 29. August. Das Verhältnis von Unterhaltung und Information solle sich verschieben.
All das ist normales Geschäft: Radiosender „reifen“ mit ihrem Publikum. Das Durchschnittsalter von Bremen Vier liege bei 39 Jahren. Neu hingegen ist die starke Bespielung der sozialen Netzwerke, bei der mit dem Hochladen von Inhalten etwa bei Facebook auch eine weltweite Lizenz-Übertragung einhergeht. Ist die Abhängigkeit von privaten Firmen ein Problem? Letztendlich gebe es keine Alternative, sagte Metzger: „Wir können nicht ignorieren, dass unser Publikum Instagram nutzt.“
Eine Million Euro kostet „Bremen Next“ pro Jahr – etwa ein Prozent des Radio Bremen-Gesamtetats. Dennoch wurde Geld „umgeschichtet“, wie Metzger es formuliert. Woher genau, verriet er nicht. Von Funkhaus Europa? „Nein“, sagt Metzger. Für das multikulturelle Kooperationsprogramm mit RBB und WDR wurde im März eine „Umstrukturierung“ beschlossen – vor allem auf Wunsch aus Köln: samt Kürzung der fremdsprachigen Sendungen und dem wellenspezifische Nachrichtenformat, das bislang aus Bremen produziert wurde. jpb
www.bremennext.deUKW 95,6 MHZ
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