Kreditwürdigkeit herabgestuft: Türkei ist ein „Hochrisikoland“
Die Ratingagentur Standard & Poor’s stuft die Kreditwürdigkeit der Türkei erneut herab. Und fängt sich Kritik ein.
S & P hatte die Bonität bereits unmittelbar nach dem Putschversuch in der Türkei um eine Stufe auf BB gesenkt und war dafür von Präsident Recep Tayyip Erdoğan heftig kritisiert worden.
Vizeministerpräsident Mehmet Simsek hatte Schritte gegen S & P angedroht – wovon sich die Ratingagentur nicht beeindrucken lässt. S & P begründet die Herabstufung mit der derzeitigen politischen Unsicherheit, die ausländisches Kapitals verschrecke. Die Türkei ist auf Investitionen aus dem Ausland angewiesen.
Die Bewertung durch Ratingagenturen hat Auswirkungen auf die Kosten für Kredite. Je schlechter die Einstufung, desto höher sind die Zinsen. Die Türkei hat in den ersten Jahren der Regierung Erdoğan einen Wirtschaftsaufschwung erlebt, der über Auslandsschulden finanziert wurde. Ein großer Teil dieser Schulden muss im kommenden Jahr refinanziert werden.
„Die türkische Wirtschaft geht augenblicklich durch Turbulenzen“, sagte Wolf-Ruthart Born von der Wirtschaftsförderungsagentur Investment Support and Promotion Agency of Turkey, die dem türkischen Ministerpräsidenten untersteht. Die Bewertung von S & P trage nicht zur Beruhigung bei. Unternehmen und Finanzbranche seien angesichts des Ausnahmezustands verunsichert und beobachteten sehr aufmerksam, wie es weitergeht.
„Die Wirtschaft erwartet, dass die Regierung die Rahmenbedingungen stabilisiert und sich an rechtsstaatliche Grundsätze hält“, sagt Born, der von 2009 bis 2011 Staatssekretär im Auswärtigen Amt in Berlin war.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Ich habe um Hilfe gerufen“