: Starker Protest gegen Erdoğan und Militär
TürkeiRund 2.000 Menschen reagieren mit Demo auf die Entwicklungen der vergangenen Woche
„Frieden, Demokratie und Freiheit“ und „Schulter an Schulter gegen Faschismus“ – so lauteten die beliebtesten Parolen, die am Freitagabend durch die Straßen Kreuzbergs hallten. Rund 2.000 Menschen und zahlreiche linke und kurdische Organisationen nahmen nach Angaben der Veranstalter an der Demonstration gegen Militär und Erdoğan-Regierung teil, die um 18 Uhr am Hermannplatz startete.
Eine Woche zuvor hatten Teile des türkischen Militärs gegen die Regierung geputscht, waren jedoch gescheitert. Seither greift die türkische Regierung nicht nur gegen Putschisten hart durch. Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan wird vorgeworfen, den vereitelten Putsch für die eigene Machterweiterung zu instrumentalisieren.
Nachahmer verhindern
So lautete das Motto der Berliner Demonstration: „Weder Militärputsch noch AKP-Diktatur! Die Lösung sind der Frieden und die Demokratie!“ Neben kurdisch- und türkischstämmigen Demonstrierenden nahmen linke Organisationen und PolitikerInnen an dem Protest teil, auch Oliver Höfinghoff von der Piratenfraktion. „Ich habe viele türkische und kurdische Freunde“, sagte er. Außerdem gelte es, ein Zeichen gegen die jüngsten Vorstöße Erdoğans zu setzen, auch um Nachahmer zu verhindern: „Putin, Kaczyński oder Orbán – alle schauen auf Erdoğan und möchten es ihm gleichtun“, so Höfinghoff.
Die Demonstration war zunächst geprägt von Redebeiträgen zu politischen Entwicklungen in der Türkei und den staatlichen Repressionsmaßnahmen nach dem Militärputsch. Später ertönten kurdische und türkische Lieder aus dem Lautsprecherwage; es wurde getanzt und gesungen – auch Lieder, die bei den Gezi-Protesten im Sommer 2013 Popularität erlangten, wurden gespielt.
Für Erkin Erdoğan, einen der Organisatoren des „Blocks für Frieden und Demokratie“, war der Abend ein Erfolg: „Wir haben mit einer geringeren Beteiligung gerechnet“, räumte er ein. „Es freut mich, dass heute eine derart bunte und vielfältige Opposition gemeinsam für den demokratischen Weg ging.“
Da die Nachricht von dem Münchener Amoklauf die Demonstration bereits vor der Abschlusskundgebung am Oranienplatz erreicht hatte, wurde das kollektive Halay-Tanzen – typisch für linke kurdische und türkische Demonstrationen – ausgesetzt. Stattdessen wurde eine Schweigeminute für die Opfer abgehalten. Volkan Ağar
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen