heute in bremen: „Kein Museumssterben“
Geschichte Die Museumsdirektorin Wiebke Ahrndt führt durch 120 Jahre Überseemuseum
52, ist promovierte Altamerikanistin und seit 2002 Direktorin des Überseemuseums.
taz: Frau Ahrndt, wo beginnt die Zeitreise?
Wiebke Ahrndt: Wir starten draußen vor dem Eingang und stellen uns zunächst die Frage, warum das Gebäude so aussieht, wie es aussieht. Anhand der Architektur kann man bereits viel über die Geschichte des Museums erfahren. Anschließend führt uns der Weg durch unsere Ausstellung, vom Schreibtisch des Gründungsdirektors Hugo Schauinsland über einige Objekte, die seit der Eröffnung des Museums bei uns sind, bis hin zum modernen Schaumagazin Übermaxx.
Wird der Schreibtisch von Hugo Schauinsland noch genutzt?
Ich selbst arbeite nicht daran, aber es ist nicht auszuschließen dass ich es mal tun werde. Vielleicht als lebendes Objekt in der Ausstellung, um unseren Besuchern Einblicke in den Museumsalltag zu gewähren. Allerdings glaube ich, dass die Restaurierung unserer Ausstellungsstücke weitaus interessanter ist, als mich am Schreibtisch zu beobachten.
Wie verbindet das Museum alte und neue Zeiten?
Das Museum verändert sich kontinuierlich, es ist keine statische Einrichtung. Ein großer Teil der Objekte stammt aus den Gründungsjahren und unsere neuen Konzepte werden darum herumgebaut. Wir stellten und stellen, trotz historischer Objekte, immer die Gegenwart dar. Vor allem verändern sich die Ansprüche der Besucher. Mit dem Schaumagazin wurden wir dem Wunsch, hinter die Kulissen zu schauen, gerecht.
Was war die turbulenteste Zeit für das Museum?
Ich denke die Zeit nach dem Krieg. Am Gebäude sieht man noch die Spuren der Bomben. Das Museum wurde nach dem Krieg in sehr kurzer Zeit wieder aufgebaut.
Was kommt in den nächsten 120 Jahren?
Natürlich wird es ein anderes Museum sein als heute, es wird sich weiterentwickeln. Ich bin sehr optimistisch, dass es in 120 Jahren noch existiert. Ein Museumssterben sehe ich nicht, und schon gar nicht ein Ende des Überseemuseums – dafür ist es zu lebendig!
Interview: Pia Siber
So, 15 Uhr, Überseemuseum
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