piwik no script img

Rechtsradikale Selfie-Demo in BremenNeonazis fackeln herum

Vermummte Neonazi-Hooligans sind über den Campus der Uni Bremen gezogen. Die Polizei nahm 44 Leute in Gewahrsam.

Platt gemacht: Die Bremer Polizei unterbindet einen Neonazi-Auftritt auf dem Uni-Campus Foto: Sebastian Sirk

BREMEN taz | Neonazis und rechte Hooligans haben am Samstag in Bremen einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Vermummt und mit Bengalischen Fackeln zogen sie in einer Gruppe von etwa 44 Personen über den Campus der Uni. Sie hatten ein Transparent mit der Aufschrift „Anti-Antifa“ dabei, skandierten Parolen und verteilten „Fuck Antifa“-Aufkleber.

Die Polizei nahm 44 Männer und Frauen vorübergehend in Gewahrsam. Es seien unter anderem grün-weiße Sturmhauben, Quarzsandhandschuhe und Baseballschläger beschlagnahmt worden, sagte eine Polizeisprecherin. 31 Personen seien aus anderen Städten angereist. Für sie sei ein Betretungsverbot für die Stadt für das ganze Wochenendes ausgesprochen worden. Die BremerInnen erhielten sogenannte „Gefährderansprachen“. Verletzte habe es keine gegeben. Die Staatsschutzabteilung der Polizei ermittelt – unter anderem wegen Verstößen gegen das Waffengesetz.

Die Rechten sind dem Verein „Gemeinsam Stark Deutschland“ zuzuordnen, einem Ableger der „Hooligans gegen Salafisten“, in dem Bremer Neonazis eine aktive Rolle spielen. Der Hintergrund der Aktion vom Samstag ist unklar. Laut Polizei hatte die Gruppe Videokameras dabei und habe sich bei der Aktion selbst gefilmt und posiert.

Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zu einer Aktion am 12. Juni vor dem Ostkurvensaal am Bremer Weserstadion, wo unter anderem das antirassistisch engagierte Fan-Projekt seine Räume hat. Eine Gruppe von elf Rechten hatte sich auch da gefilmt, Aufkleber gegen Flüchtlinge verklebt und war ebenfalls in grün-weißen Sturmhauben vermummt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Nun kann es nur noch darum gehen, wie die 44 braunen Hohlköpfe untergebracht werden. Schließlich muss sichergestellt werden, dass sie nicht als nächstes Menschen angreifen, verletzen oder gleich totschlagen!

  • Mit ihren grün-weissen Sturmhauben sind die Rechten wohl nicht nur dem HogeSa-Ableger "Gemeinsam Stark Deutschland", sondern auch dem Umfeld von Werder Bremen zuzuordnen.

     

    Ein Problem, vor dem viele, gerade im bürgerlich-(pseudo-)linksalternativen Umfeld des Gerade-noch-so-Bundesligisten, lieber die Augen verschliessen. Schon vor sechs, sieben Jahren rühmte sich die Hooligan-Szene im inzwischen stillgelegten rechtsextremen altermedia-Forum, bei Werder bundesweit am Besten organisiert und vernetzt zu sein, beim Hamburger SV sei man quasi "ausgebremst".

     

    Bei den Nord-Derbies zwischen den beiden Clubs wurde dies auch in den letzten Jahren immer deutlicher. Mal zeigten vermummte Rechtsextremisten Präsenz, in dem sie unbehelligt von der Polizei auf einem Schiff auf der Weser am Stadiongelände entlag schipperten, ein anderes Mal lieferten sie sich mit Werder Ultras eine Massenschlägerei, welche von der Presse aber zunächst als "Randale von Hamburger Fans in Bremen" verbreitet wurde - auch Dank der unfassbar inkompetenten dpa-Nieten vor Ort.

     

    Vielleicht wacht man ja in Bremen, beim SV Werder und im Umfeld mal so langsam aus dem Dornröschen-Schlaf auf und streicht die rostbraun aufgeplatzten Stellen nicht mehr zum x-ten Mal einfach nur über. Beim HSV könnte man sich vielleicht sogar ein Paar Tipps zum Kampf gegen Nazis in der Fanszene abholen.

    • @cursed with a brain:

      Das beobachte ich, als alter Werder-Fan, auch mit Unbehagen. Aber schließlich kann man sich die Leute nicht aussuchen, die mit einem für den selben Verein sind...

      Als Hilfspolizist würde ich mich dennoch nicht hergeben. Wo die Brüder Straftaten begehen, gehören sie von staatlicher Seite sanktioniert, wie ja auch in diesem Beispiel geschehen.

  • "Neonazis fackeln herum"

     

    "fackeln" bedeutet in der deutschen Sprache untätig, weil unentschlossen. Von daher "fackeln sie nicht lange", die Nazis.