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Eine Frage des Markts, nicht der Moral

Transparenz Die Vorstände der öffentlichen Sparkassen in Schleswig-Holstein verdienen nicht schlecht. Das gehe zu Lasten der verschuldeten Eigentümer-Kommunen, kritisiert die Piraten-Fraktion

Für Patrick Breyer ist es „eine Frage der Gerechtigkeitsdebatte“. Der Vorsitzende der Piratenfraktion im schleswig-holsteinischen Landtag ereifert sich über die Gehälter der Chefetagen der Sparkassen im Land zwischen den Meeren. „Sie verdienen nicht nur das Zehnfache ihrer Angestellten und mehr als Finanzministerin Heinold (rund 140.000 Euro)“, kritisiert Breyer. In einigen Fällen werde zusätzlich „fast das Doppelte des Gehalts noch mal für die Pension zurückgestellt“.

Nach der jetzt veröffentlichten Aufstellung der Bezüge reichen die jährlichen Grundgehälter von 131.000 bis 393.000 Euro, je nach Größe der jeweiligen Sparkasse. Dazu kommen erfolgsabhängige Leistungen zwischen 2.800 und 117.000 Euro. Die jährlichen Pensionen liegen zwischen 98.000 und 273.000 Euro. Dafür halten manche Sparkassen Rückstellungen in Höhe von mehr als drei Millionen Euro in ihren Büchern vor. Unter den 26 aufgelisteten Vorständen ist nur eine Frau – und die verdient mit 131.000 Euro am wenigsten.

2015 hatte Schleswig-Holstein auf Initiative der Piraten die „Vergütungsoffenlegung“ für öffentliche Unternehmen beschlossen. Als erste wurden jetzt die Gehälter der regionalen Sparkassen veröffentlicht. „Wir setzen damit die gesetzliche Auflage um, für mehr Transparenz bei den Gehältern und Versorgungsbezügen unserer Topmanager zu sorgen“, sagte der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes, Reinhard Boll.

Er könne Kritik an der Höhe der Bezüge und Pensionen verstehen, räumte Boll ein. Aber im Kampf um die besten Kräfte müssten die Sparkassen marktübliche Gehälter zahlen. „Sonst laufen uns Spitzenkräfte einfach davon.“ Das sei ein Frage des Marktes und nicht der Moral. Pirat Breyer hingegen rügt die Inkasso-Mentalität der Vorstände. Dafür gingen „tief verschuldete Kommunen als Träger der Sparkassen leer aus, weil kaum Überschüsse ausgeschüttet“ würden. Sven-Michael Veit

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