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Warschau liegt jetzt an der Spree

Seitenwechsel Die Direktoren des Goethe-Instituts Warschau und des Polnischen Instituts Berlin tauschen ihre Plätze – 25 Jahre nach Abschluss des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags

Es gibt Menschen, die ihre Kleidung tauschen, Lebensmittel oder Fortbewegungsmittel. Auch der Tausch von Wohnungen hat sich mittlerweile bewährt, und es soll sogar Fälle geben, in denen Menschen ihre LebenspartnerInnen getauscht haben – aber ihre Arbeitsplätze? Das scheint auf den ersten Blick abwegig. Das Goethe-Institut in Warschau und das Polnische Institut in Berlin wagen aber den Versuch: Für zehn Tage wollen Katarzyna Wielga-Skolimowska, Direktorin des Polnischen Instituts in Berlin, und Georg Blochmann, Leiter des Goethe-Instituts in Warschau, von heute an ihre Schreibtische und Ämter tauschen – pünktlich zum 25. Jubiläum der Unterzeichnung des „Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit“.

Beim Tausch der Arbeitsplätze soll es nicht bleiben, sondern es geht einmal mehr um Austausch zwischen den Kulturen. Vor ihrem Reiseantritt packen beide Tauschpartner eine Kiste, in der sie für ihr jeweiliges Gastland signifikante Objekte verstauen. Jedes dieser Objekte soll für Protagonisten einer bestimmten Kultursparte stehen, sodass am Ende die Bereiche Theater, Performance, Musik, Literatur, Zivilgesellschaft, Architektur, Journalismus und Geschichte im Gepäck vertreten sind. Jeden Tag wird die Kiste geöffnet, ein Objekt wandert in den Besitz des anderen Instituts, und eine durch das Objekt repräsentierte Person des kulturellen Lebens tritt in der jeweiligen Stadt auf den Plan.

Bei entspannter Kommunikation soll etwa vor dem Polnischen Institut zwischen zwei Bäumen ein Netz gespannt ­werden, auf dem mithilfe farbiger Strickwolle eine Kompo­sition entstehen soll, und es wird die Möglichkeit geben, durch das Springen auf einem mit Farben gefüllten Sprungbrett ein Gemälde auf Leinen zu schaffen.

Eher ruhigere Temperamente können sich Filminstallationen und Performances ansehen, dem berühmten „Polish Jazz“ lauschen oder auch einfach gemeinsam essen und dabei mit den anwesenden KünstlerInnen ins Gespräch kommen.

Die Institute wollen sich dabei nicht separat betrachten, sondern miteinander verschmelzen: Es geht um die temporäre Gründung eines Polnischen Goethe-Instituts Warschau/Berlin; an den Wochenenden sollen gemeinschaftlich organisierte Veranstaltungen stattfinden. Am Sitz des Polnischen Instituts in der Burgstraße am Hackeschen Markt wird eine Soundinstallation eines polnisch-deutschen Künstlerduos zu hören sein. In beiden Städten wird Essen serviert, das von einem syrischen Koch aus Berlin und dem syrischen Besitzer eines Warschauer Kebab-Imbisses in beiden Städten zubereitet wird. Bei Stadtrundgängen führen Berliner durch Warschau und Warschauer durch Berlin. In Berlin wird dann anhand Berliner Architekturen die architektonische Situation in Warschau erklärt.

Katarzyna Wielga-Skolimow­ska und Georg Blochmann haben gestern mit gepackten Koffern die Züge in Warschau und Berlin bestiegen – wir sind gespannt, welche Objekte sie im Laufe der kommenden Tage aus ihren Kisten hervorzaubern werden. Annika Glunz

Mehr zum Seitenwechsel-Programm in Berlin: www.polnischekultur.de/

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