USA Präsident Obama umgarnt Bernie Sanders und erklärt seine Unterstützung für Hillary Clinton: Come together!
Von Bernd Pickert
Das war sorgsam choreografiert. Nur zwei Tage, nachdem eigentlich alle außer Bernie Sanders davon sprachen, dass es nunmehr sicher Hillary Clinton sein wird, die bei der US-Präsidentschaftswahl am 8. November für die Demokraten gegen Donald Trump antritt, hat Präsident Barack Obama öffentlich seine Unterstützung für Clinton erklärt. Nicht aber, ohne zuvor den linken Senator aus Vermont feierlich – fast wie bei einem Staatsbesuch, schrieb die New York Times – im Weißen Haus zu empfangen.
Sollte es Obamas Ziel gewesen sein, den knurrigen Sozialisten, der immerhin in 22 Bundesstaaten die Vorwahlen für sich hatte entscheiden können, zur Aufgabe zu bewegen, ist der US-Präsident gescheitert. Noch am selben Abend hielt Sanders in Washington vor 3.000 Unterstützer_innen eine Wahlkampfkundgebung ab. In der Hauptstadt finden in der kommenden Woche die letzten Vorwahl der Demokraten statt.
Dennoch zeigte Sanders ein vorsichtiges Zugehen auf die Demokratische Partei, traf sich nicht nur mit Obama, sondern auch mit Vizepräsident Joe Biden, mit dem Minderheitsführer im Senat, Harry Reid und dessen vermutlichem Nachfolger, dem Senator Charles Schumer aus New York. Er werde alles in seiner Macht stehende tun, um die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten zu verhindern, erklärte Sanders vor der Presse – ohne sich aber zu Hillary Clinton in irgendeiner Weise zu äußern. Schon in der kommenden Woche will Obama erstmals gemeinsam mit Clinton bei einer Wahlkampfveranstaltung auftreten, hieß es im Weißen Haus.
Neben Obama, der seine Unterstützung für Clinton kurz nach dem Treffen mit Sanders per Videobotschaft aussandte, fand die ehemalige Außenministerin auch eine wichtige Hilfe: Senatorin Elizabeth Warren, linke Senatorin aus Massachussettes, ist von ihren inhaltlichen Positionen her eher bei Sanders zu finden als bei Clinton. Dennoch hielt sie am Donnerstag eine flammende Rede für Clinton – und vor allem gegen Donald Trump.
All das sind mehr als sichtbare Versuche, die demokratische Partei nunmehr geeint hinter ihre Kandidatin zu bringen und dabei vor allem die enthusiastischen jungen Leute mitzunehmen, die Sanders wider Erwarten zu einem ernsthaften Konkurrenten gemacht hatten und an sein Wort von der notwendigen „politischen Revolution“ in den USA glauben. Für sie ist Clinton eine Wall-Street-Kandidatin. Unterstützung von Linken wie Warren kommt da gerade recht.
Und auch die Stimme Präsident Obamas selbst könnte in diesem Wahlkampf Gewicht haben. Noch bei der letzten Kongresswahl Ende 2014 hatten die meisten demokratischen Kandidaten darauf verzichtet, mit dem Präsidenten gemeinsam aufzutreten – sie fürchteten, dadurch eher geschwächt und angreifbarer zu werden. Inzwischen sind die Zustimmungsraten für den amtierenden Präsidenten wieder deutlich gestiegen. Mit gut 41 Prozent Beliebtheit liegt er deutlich vor Trump und Clinton. Man kann es ahnen: Obama wird noch vermisst werden.
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