piwik no script img

Embargo gegen Libyen soll fallenWaffen gegen das Chaos

Die EU und die USA wollen Waffen nach Libyen liefern. Damit soll die neue Einheitsregierung unterstützt werden. UN-Beobachter sind skeptisch.

Mehr davon! Libyscher Kämpfer in Bengasi Foto: reuters

Wien afp | Das seit fünf Jahren gegen Libyen bestehende Waffenembargo der Vereinten Nationen soll fallen: Die fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrates sowie zahlreiche weitere Staaten beschlossen am Montag in Wien, die vor kurzem gebildete Regierung der Nationalen Einheit in Tripolis im Kampf gegen islamistische Milizen und vor allem die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) auch mit Waffenlieferungen zu unterstützen. Ministerpräsident Fajas Seradsch kündigte am Montag in Wien an, um Ausnahmen beim UN-Waffenembargo zu bitten.

US-Außenminister John Kerry sagte, die Lieferung einiger Waffen sei durchaus sinnvoll, müsse aber sorgsam ausgestaltet werden. UN-Beobachter haben davor gewarnt, dass Waffen auch in unbefugte Hände gelangen könnten.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte nach dem Treffen: „Es herrscht Einsicht bei allen, trotz aller Unterschiede, dass eine neue Regierung auch loyale Sicherheitskräfte braucht, die jetzt ausgebildet werden müssen.“ Viele Länder seien auch bereit, beim Neuaufbau einer libyschen Küstenwache zu helfen. Zudem solle in den nächsten Tagen versucht werden, die rivalisierenden politischen Lager für eine Unterstützung der Einheitsregierung zu bewegen, um eine Spaltung des Landes zu verhindern.

Die Einheitsregierung ist kaum anerkannt

Seradsch sagte, sein Land stehe mit dem Kampf gegen den IS vor einer großen Herausforderung. „Wir hoffen auf Unterstützung bei Ausbildung und Ausrüstung unserer Truppen.“ Kerry sprach von einem heiklen Balance-Akt. Man dürfe aber die neue Regierung im Kampf gegen den Terror nicht alleine lassen.

Die Regierung Seradsch wurde auf Betreiben der Vereinten Nationen eingesetzt und soll einen Machtkampf zwischen zwei anderen Regierungen beenden. Allerdings ist sie im Land bislang kaum anerkannt.

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi vor rund fünf Jahren versinkt das Land wegen der Kämpfe zwischen zahlreichen Milizen im Chaos. Die EU befürchtet, dass mehr und mehr Flüchtlinge über Libyen versuchen, nach Europa zu gelangen, und Schlepperbanden das Machtvakuum immer weiter ausnutzen. Zudem wächst die Sorge vor einem Erstarken der IS-Miliz im Land.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Ich finde auch, dass wir den säkularen und vom Islamismus abgenervten LibyerInnen helfen sollten, die Waffensammlungen Gaddafis einzusammeln und ich finde, sie sollten sich verteidigen können.

    Schließlich haben auch AktivistInnen schon mit ihrem Leben bezahlt

    wie Frau Salwa Bugaighis z.B. http://www.theguardian.com/world/2014/jun/26/libya-shock-murder-human-rights-activist-salwa-bugaighis-benghazi

     

    Die Einsätze von einem kleinen Teil der NATO 2011 gegen Gaddafi und in Mali 2013 waren etwas wirksam, aber unvollständig, weil es zu hause dagegen nur Ablehnung gibt.

    In Libyen gab es 2011 die Forderung nach einer Flugverbotszone gg Gaddafis Luftwaffenbeschuss auf Demonstrationen, und in Mali wurde der Einsatz Frankreichs auch begrüßt.

  • Ist der Konflikt in Libyen wegen zu weniger Waffen ausgebrochen? Eine "eingesetzte" Regierung ohne echte Macht, die soll mit Waffen ausgerüstet werden? Dümmere Politik ist kaum vorstellbar!

  • Ja ja...was für ein hohles Geschwafel!

     

    Die Waffenindustrie will wachsen! Denn schliesslich zählt in diesem System nur noch GIER!!

     

    Also werden lauter Lügen erfunden um den Reichen zu immer mehr Geld zu verhelfen!

     

    Afghanistan wäre da auch so ein nettes Beispiel. Mal sehen wann man in D legal Waffen kaufen kann.

     

    Es wird nur noch eine FRage der Zeit sein, bis die Zivilisation Geschichte sein wird! Da es bereits jetzt schon viel zu viele Waffen auf der Welt gibt. Wo die Deutschen eine große Mitschuld haben!!

     

    Das aber ist ja auch so gewollt. Erst macht man unter fadenscheinigen Gründen Krieg um Land und Rohstoffe zu erbeuten. Dann nimmt man Kriegs-Flüchtlinge auf um billige Arbeitskräfte zu haben!!

     

    Europa war schon immer eklehaft!! Und hatte die Chanche mit dem Euro endlich mal Human zu werden! Dank Dummheit, Gier und latenten EGOISMUS wird aber wieder Europa zerbrechen und im dunklen Zeitalter enden. Immer das selbe Spiel!

  • Ein Land mit dann inzwischen 3 Regierungen und noch mehr als einer Handvoll Milizen.

     

    Ja das macht Sinn dorthin Waffen zu liefern, kann man zwar dann auswürfeln wer in einem halben Jahr die Waffen in der Hand hat, aber zu Hause kann man erzählen man hat "agiert".

  • Ja klar,im Zweifelsfall Waffen liefern,dafür findet sich doch immer eine Lobby,die für Zuspruch sorgt.