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Eltern kämpfen fürs „Freizi“

SOZIALES In der Vahr soll ein Jugendfreizeitheim verkleinert werden. Der Beirat will das Geld für andere Angebote nutzen. Die Eltern protestieren

„Die Einrichtung liegt in der Gartenstadt, wo die Situation nicht so ist wie in der Neuen Vahr“

Bernhard Siegel, Beiratssprecher

Mit einem offenen Brief protestieren Eltern gegen die Kürzungen in einem Jugendfreizeitheim in der Bispinger Straße in der Vahr. Der Ortsbeirat hatte Ende April beschlossen, die Arbeit dort in Form eines Jugendclubs weiterzuführen, allerdings auf deutlich weniger Fläche. Auch die Schließung des Heimes stand zur Diskussion. Die AWO als aktueller Träger hatte angekündigt, sich zum 31. August zurückzuziehen. Ein Teil der Räume des Freizeitheimes solle fortan vermietet werden, eventuell an Kita Bremen.

Sie seien „verärgert und empört“, schreiben nun einige Eltern, der Beschluss sei eine „enorme Einschränkung“. Die offene Jugendarbeit könne nicht mehr wie bisher fortgeführt werden. Die bisherigen Fachkräfte hätten Beziehungen zu den Jugendlichen aufgebaut und gingen dem ganzen Stadtteil verloren.

Beiratssprecher Bernhard Siegel (SPD) erklärt der taz: „Das Ziel ist, die Jugendeinrichtung zu verkleinern, weil wir nicht mehr das Geld haben, diese große Einrichtung in Zukunft zu finanzieren.“ Es gebe noch weitere Jugendeinrichtungen im Stadtteil und auch die wolle man weiterführen. Der Vahr stünden pro Jahr 420.000 Euro für die Jugendarbeit zur Verfügung. Die Gelder würden auf Grund der Anzahl der Jugendlichen und bestimmter Sozialindikatoren zugeteilt – 90 Prozent davon auf Grund der Situation in der Neuen Vahr. „Aber etwa 40 Prozent des gesamten Budgets floss bislang in die Jugendeinrichtung in der Bispinger Straße. Und die liegt in der Gartenstadt, wo die Situation nicht so ist wie in der Neuen Vahr“, so Siegel.

Die aufgebrachten Eltern sprechen von einer „gnadenlosen Abwärtsspirale“. Auch benachteiligte Jugendliche und junge Geflüchtete aus den angrenzenden Ortsteilen würden ins Freizeitheim in der Bispinger Straße kommen. Sie fordern eine Erhöhung des Etats für offene Jugendarbeit insgesamt. Diese werde durch die Haushaltspolitik des Bremer Senats „seit Jahren wie ein Restposten behandelt“.

Aus dem Sozialressort heißt es dagegen, die stadtteilbezogene Kinder- und Jugendförderung werde weiterhin erhöht. Für 2017 sollen 538.000 Euro hinzukommen. Insgesamt stehen dafür 6,7 Millionen Euro in der Stadtgemeinde zur Verfügung. Laut Ressortsprecher Bernd Schneider gehört die Vahr dabei eigentlich zu den Stadtteilen, die nach dem Verteilschlüssel Geld abgeben müssten. Es sei aber vereinbart worden, dass kein Stadtteil Geld abgibt, sondern die mit höherem Bedarf von der Aufstockung profitieren. jpb

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