Vorschlussrunde Champions League: Guardiola mit Halbfinal-Triple
Zwei verschossene Elfmeter, drei Tore und ein Sieger, der ausscheidet: Atlético Madrid steht im Finale der Champions League, die Bayern sind raus.
Der unglücklichste Mann am Dienstagabend war Thomas Müller. Nach dem Führungstor von Freistoßschütze Xabi Alonso (31.) unterlief dem Weltmeister ein folgenschwerer Fehlschuss vom Elfmeterpunkt. Er scheiterte am starken Atlético-Torwart Jan Oblak (34.). So reichte letztlich auch Robert Lewandowskis Siegtor in der 74. Minute und ein gehaltener Elfmeter von Weltmeister-Keeper Manuel Neuer in der Schlussphase nicht mehr, nachdem die Münchner der Hinspiel 0:1 verloren hatten.
Nach dem Schlusspfiff herrschten auf Bayern-Seite Frust und Wut. Mit fulminanter Angriffswucht hatten sie das Abwehrbollwerk von Atlético ins Wanken, aber nur fast zu Fall gebracht. Nach Real Madrid (2014) und dem FC Barcelona (2015) scheiterte Guardiola mit den Bayern auch 2016 an einer spanischen Mannschaft. Nun kann sich der Katalane noch maximal mit dem Double (Meister und Pokalsieger) aus München verabschieden. Im Endspiel trifft Atlético am 28. Mai in Mailand auf Real Madrid oder Guardiolas künftigen Verein Manchester City.
Guardiola setzte in seinem letzten Champions-League-Heimspiel mit den Bayern auf Erfahrung und große Namen: Die Weltmeister Müller und Jérôme Boateng sowie Flügelflitzer Franck Ribéry kehrten im Vergleich zum Hinspiel zurück in die Startformation. Und anders als in Madrid waren die Bayern von der ersten Minute an präsent, mit jeder Minute steigerten sie den Druck aufs Atlético-Tor.
Immer wieder Oblak
Schon nach 74 Sekunden musste Madrids Schlussmann erstmals mit den Fäusten nach einer Hereingabe von Arturo Vidal ran. Klug und kontrolliert, aber mit Wucht zog das Team von Guardiola über die Flügel mit Kapitän Philipp Lahm und Douglas Costa auf rechts sowie David Alaba und Ribéry auf links sein Spiel auf.
In der 20. Minute fehlte schon nicht mehr viel zur Führung. Boateng, der am Wochenende nach 99 Tagen Verletzungspause sein Comeback beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach gegeben hatte, spielte den Ball in die Sturmspitze, Müller legte direkt auf Lewandoswki ab. Der Goalgetter konnte aus spitzen Winkel Oblak aber nicht überwinden. Zuvor hatte der 23 Jahre alte Slowene auch schon gegen Vidal (17.), danach gegen Ribéry (23.) pariert.
Eine Standardsituation sorgte fürs 1:0. Nach einem Foul an Alaba vollendete Alonso den Freistoß aus rund 18 Metern zur Führung. Dabei schoss er José Maria Giménez durch die Beine, Oblak war bei dem abgefälschten Ball machtlos. Nur drei Minuten später verursachte Giménez einen Foulelfmeter, als er den aufgerückten Javier Martínez festhielt und zu Fall brachte. Aber Müller scheiterte mit seinem halbhoch geschossenen Elfmeter an Oblak, es war sein dritter Fehlschuss im zehnten Versuch in der Champions League.
Noch ein gehaltener Elfmeter
Zunächst verkrafteten die Bayern auch den Fehlschuss noch. Von Atlético war in der ersten Halbzeit bis auf einen Schuss von Kapitän Gabi nach einer Viertelstunde, den Weltmeister-Keeper Manuel Neuer souverän parierte, nichts zu sehen. Und dann das, nicht mal zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff: Boateng löste sich aus der Defensive auf Höhe der Mittellinie, der Ball landete bei Fernando Torres, der einen brillanten Pass auf Griezmann spielte. Der Franzose, auf gleicher Höhe wie Alaba ließ zuerst dem Österreicher im Laufduell und dann Neuer im Tor nicht den Hauch einer Chance bei seinem siebten Champions-League-Tor in dieser Saison.
Guardiola versuchte seine Mannschaft von der Seitenlinie anzutreiben. Auf dem Feld scheiterten aber nacheinander zunächst Alonso und auch Lewandoswki, immer wieder entzauberte Oblak die Münchner. Beim Treffer des Polen auf Vorlage von Arturo Vidal war aber auch er geschlagen.
In der Schlussphase hielt auch Neuer die Bayern weiter im Rennen. Nach einem Foul von Martínez an Torres vor der Strafraumlinie entschied der Referee Cüneyt Cakir auf Strafstoß, der Gefoulte scheiterte aber am Bayern-Keeper. Es nützte den Münchnern auch nichts mehr.
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