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heute in Bremen„Nicht an Grenzen enden“

Flucht Die Linke diskutiert mit Flüchtlings­helfe­rinnen über die Lage an Europas Außengrenzen

Johanne Bischoff

27, hat den Verein Seehilfe mitgegründet und liefert Hilfsgüter an Flüchtlinge auf Sizilien.

taz: Frau Bischoff, der europäische Blick aufs Flüchtlingselend ist zurzeit auf den Balkan gerichtet. Hat sich die Lage auf Sizilien beruhigt?

Johanne Bischoff: Nein, da ist viel mehr los als man denkt. Gerade erst sind wieder 400 Menschen ertrunken. Wir sind vor zwei Wochen dort gewesen und haben Menschen besucht, die auf der Straße sitzen, und die durch das Hot-Spot-System daran gehindert werden, Asylanträge überhaupt erst zu stellen. Mit dem Sommer hat die Saison begonnen – und die Boote fahren non stop.

Warum waren Sie dort?

Wir haben in Deutschland Geld und Sachspenden gesammelt, um sie vor Ort zu verteilen: Trainingsanzüge, Schuhe und Hygieneartikel. Wir waren nun zum vierten Mal da, haben die offiziellen Lager besucht, alte Kontakte aufgefrischt und natürlich auch neue geknüpft. Wir waren aber auch in illegalen Camps und haben da Nahrungsmittel an die Menschen verteilt, die illegal als Tagelöhner arbeiten müssen. Das wird immerhin für einen Monat zum Überleben reichen.

Sie sitzen heute Abend mit anderen Aktivistinnen auf dem Podium. Mit Sofia Leonidakis ist auch eine Politikerin dabei. Was kann Bremer Politik an Europas Grenzen bewirken?

Wenn Politik einsteigt, macht das die Relevanz des Themas deutlich. Das muss auf allen Ebenen immer wieder erzählt werden. Abgeordnete wirken als Multiplikatoren und können auch klar machen, dass konkret etwas getan werden muss, statt immer nur auf der großen europäischen Ebene Bedauern zu äußern.

Es sind auch Helferinnen dabei, die an anderen Schauplätzen aktiv sind. Kann dieser Kampf um Aufmerksamkeit nicht auch zu Opferkonkurrenz führen?

Im Gegenteil: Dass heute Abend auch Aktivistinnen etwa von SOS Méditerranée dabei sind, freut mich sehr. Die verschiedenen Perspektiven auf den Balkan oder eben Italien müssen ja gerade in einen größeren Zusammenhang gebracht werden und alle Stufen des Fluchtprozesses eingebunden werden. Solidarität darf nicht an Grenzen enden.

Interview: Jan-Paul Koopmann

Podiumsdiskussion „Berichte von der Grenze“: 19 Uhr, Wallsaal der Zentralbibliothek

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