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Rekorde statt Studium

Schwimmen Die Topathletinnen und Topathleten des DSV zeigen sich bei der Deutschen Qualifikation in Berlin für dieOlympischen Spiele bereit. Grund sind intensivierte Kooperationen und ein ausgefeiltes Vorbereitungsprogramm

Feiert mit Surfergeste und Zunge den neuen Deutschen Rekord: Alexandra Wenk Foto: dpa

Aus Berlin Andreas Morbach

Florian Vogel ist ein freundlicher junger Mann mit treuem Augenaufschlag. Ein Schwarm aller Schwiegermütter – der zudem nicht pausenlos daherquasselt, sondern stets wohlüberlegte Sätze von sich gibt. Bis der 21-Jährige seine Gedanken sortiert hat und in der Lage ist, Antworten zu geben, kann es deshalb schon mal dauern. So wie nach dem Berliner Finale über 400 Meter Freistil. Das hatte Vogel in persönlicher Bestzeit gewonnen, seine Zeit von 3:44,89 Minuten war die fünftschnellste, die in diesem Jahr weltweit bislang geschwommen wurde.

Aus dem Pool an der Landsberger Allee ertönte also ein gewaltiger Brüller der Erleichterung, später vor den Mikrofonen erklärte der gebürtige Bayreuther fast entschuldigend: „Das musste alles raus. Ich hoffe, alle kommen damit zurecht.“ Zumal weitere Schreie bei der Olympia-Qualifikation nicht ausgeschlossen waren.

Bei den abschließenden Finals am Sonntag kam es unter anderem zum Duell mit seinem sporadischen Trainingspartner Paul Biedermann: Hinter dem Vorlaufbesten Christoph Fildebrandt und Weltrekordhalter Biedermann kraulte Vogel über 200 Meter am Morgen als Dritter in den Endlauf.

„Das wird ein tolles Finale“, prophezeite der Schwimmer aus München und erwähnte feierlich: „Ich hatte ja auch die Ehre, mit dem größten deutschen Schwimmer, Paul Biedermann, zusammen zu trainieren.“ Mit dem fünf Jahre älteren Fildebrandt zog Vogel kürzlich ebenfalls gemeinsam Bahnen – „zum ersten Mal seit Langem“, wie er betont. Über den heimischen Beckenrand hinaus zu schauen, sich mit Schwimmern von anderen Stützpunkten zusammenzutun oder wie Weltmeister Marco Koch häufig den Wettkampf mit der internationalen Konkurrenz zu suchen – das hatten in der Vergangenheit schon einige Cheftrainer des DSV gefordert. Die Aufrufe stießen dabei nicht immer auf offene Ohren. Inzwischen aber sind gerade im nationalen Bereich verstärkte Kooperationsbewegungen festzustellen.

Aus dem Pool an der Landsberger Allee ertönte ein Schreider Erleichterung

Ausgesprochen reiselustig war im Olympiajahr 2016 bislang zum Beispiel Alexandra Wenk. Die 21-jährige Münchnerin tourte über einen Monat lang in diversen Trainingslagern durch die Welt. Zuerst in der Türkei, wo sie sich unter anderem mit den Hamburger Schwimmern um Petra Wolfram auf die deutschen Meisterschaften vorbereitete. Von der Türkei aus ging es dann gar nicht erst nach Hause, sondern direkt weiter auf die Kanarischen Inseln. Dort tat sich Wenk mit ihrer eigenen Trainingsgruppe und der von Frank Embacher aus Halle zusammen, holte sich 14 Tage lang den letzten Feinschliff für Berlin. Mit Erfolg: Am Wochenende legte Wenk über 200 Meter Lagen und im Vorlauf über 100 Meter Schmetterling deutsche Rekorde ins Becken.

„Sie hat sich schöne Umgebungen geschaffen, wo sie richtig gut und sorgenfrei trainieren konnte. Und sie hat ihr Studium für Olympia wirklich hinten angestellt“, sagt Henning Lambertz. Und auch der Chefbundestrainer trägt seinen Teil dazu bei, dass Deutschlands Bahnenzieher an den Stützpunkten und sonstigen Standorten nicht ständig im eigenen Saft schmoren: Im Januar vereinte der Schwimmer-Häuptling eine fast 50-köpfige Gruppe bei einem harten, aber sehr angenehmen Trainingslager in Thailand. Dort trennte er die Athleten ganz bewusst nicht in Perspektiv- und Olympiateam. Sondern ließ nach Disziplinen trainieren.

„Das war für die Kiddies eine super Erfahrung. So waren junge Typen wie Damian Wierling mit den älteren Leuten wie Paul Biedermann oder Marco di Carli wirklich in einer Gruppe zusammengefasst“, erzählt Lambertz – für den die neuen Querverbindungen zugleich frische Herausforderungen bedeuten. Denn auch im Projekt Höhentraining, das dem Bundestrainer etwas schwer im Magen liegt und bei dem unter anderem das Potsdamer Toptalent Johannes Hintze (16) mitmacht, wird ebenfalls feste kooperiert: in dem Fall zwischen den Bundesstützpunkten Berlin, Heidelberg und Hamburg.

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