piwik no script img

SportplatzHertha geht die Luft aus

Und schwupps war der Ball weg Foto: imago

FUSSBALL-BUNDESLIGADie Berliner verlieren auch in Leverkusen und schrauben die Ansprüche noch weiter herunter

Ein junger Mann mit schicker schwarzer Brille steht etwas versteckt hinter einer Betonsäule, auf Gehhilfen gestützt, den rechten Fuß dick bandagiert. Es ist kein Hertha-Spieler, der da drei Tage nach der OP an seinem Syndesmoseband daherschlurft, sondern der 22-jährige Wendell Nascimento Borges. Leverkusens Linksverteidiger hatte sich am Dienstag im Training verletzt – und gratuliert den Teamkollegen am Samstagabend nun zur geglückten Qualifikation für die Champions League. Zuvor hatte Bayer gegen Hertha BSC mit 2:1 gewonnen.

Auch die Berliner können den Sprung in die Champions League noch schaffen: über die Playoffs. Doch angesichts der jüngste Pannenserie der Hertha – vier Niederlagen in den letzten fünf Partien – schraubt Trainer Pál Dárdai im Finish dieser Bundesligasaison Woche für Woche die Ansprüche herunter. Vor der Reise ins Rheinland hatte Hertha-Spieler Salomon Kalou selbst Rang drei noch für möglich gehalten und damit den direkten Sprung in die Königsklasse. Ihr Trainer peilte schon da eher die Sicherung des vierten Platzes an.

Gladbach zieht vorbei

Nun huschte durch die Pleite gegen die Werkself und das vor­angegangene Remis der Mönchengladbacher bei den Bayern die Borussia am Hauptstadtklub vorbei – und Hertha-Trainer Pal Dárdai folgerte daraus: „Für uns geht es jetzt darum, Platz fünf zu verteidigen. Das wäre ein sehr angenehmer Platz für uns.“ Eine seriöse Einschätzung, befand Herthas Innenverteidiger Fabian Lustenberger. „Wir sind nicht in der Situation zu sagen, dass wir Platz vier angreifen wollen.“

Denn während die Leverkusener zu ihrem siebten Sieg in Folge eilten und so den Vereinsrekord einstellten, tuckert die Hertha der Ziellinie auf Reserve entgegen. Die beiden schnellen Gegentore in den ersten 16 Minuten deckten schonungslos akute Konzentrationsmängel in der Defensive der Berliner auf: Julian Brandt traf nach einem irregulären Einwurf von Karim Bellarabi zum sechsten Mal in Folge; das 2:0 erzielte Leverkusens Kapitän Lars Bender. Gegen Brandt gab Herthas Verteidiger Peter Pekarik eine ungeschickte Figur ab; Bender wiederum wurde von Lustenberger und dessen Nebenmann Sebastian Langkamp zum erfolgreichen Torschuss regelrecht genötigt.

Verkorkster Beginn

„Wenn man ein Spiel auf dem Niveau gewinnen will, darf man nicht so anfangen“, erklärte Michael Preetz nach der Partie mit säuerlicher Miene. Vedad Ibišević’ ebenso schneller wie schöner Anschlusstreffer vermochte den Hertha-Manager nicht wirklich zu versöhnen.

Pál Dárdai schöpfte daraus und aus der gesteigerten Gegenwehr seiner Elf nach der Pause immerhin Hoffnung für die letzten zwei Spiele gegen Darmstadt und in Mainz. „Nach dem 0:2 haben wir angefangen zu zeigen, wer wir sind. Da haben wir Charakter gezeigt – und mit dieser Leistung können wir noch einiges bewegen“, glaubt der 40-Jährige.

Zwei Quäntchen Glück brachte das Wochenende den Berlinern immerhin doch noch: Zum einen ist nach Ingolstadts Niederlage in Hoffenheim zumindest die Qualifikationsrunde für die Europa League gesichert. Zum Zweiten hat endlich der Mai begonnen. „Der April war ein sehr schlechter Monat für uns“, erklärte Dárdai. Durch die insgesamt elfte Saisonniederlage kippte sein Team erstmals seit dem 15. Spieltag aus den Top vier. „Wir haben in der Rückrunde nicht das Gesicht aus der Hinrunde gezeigt. Das ganze Gerede über die Champions League haben wir nicht gut verarbeitet.“ Andreas Morbach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen