Portrait
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Der Pudel Club muss bleiben, sagt Christoph Schäfer Foto: Guoling Wen

Der Parkwächter

Der Park braucht den Pudel und der Pudel ist bedroht – deshalb hat der Künstler Christoph Schäfer mit dem Park Fiction-Komitee einen Hilferuf rausgeschickt, an Hamburger Behörden und BezirkspolitikerInnen sowie internationale KünstlerInnen. Für Schäfer geht es um zwei Herzensprojekte: Hamburgs Golden Pudel Club und den daneben liegenden Park Fiction, dessen Initiator er ist.

Schäfer beschreibt den Park, der kein Park im klassischen Sinne ist, sondern eigentlich das Dach einer Sporthalle mit Wiesen und Asphalt, Kunstpalmen, einem Basketballplatz und Hafenblick, als „das prominenteste Beispiel für Kunst im öffentlichen Raum“. In einem offenen Planungsprozess hatte Schäfer 1994 begonnen, Ideen und Wünsche von AnwohnerInnen St. Paulis zu sammeln. Weil sie verhindern wollten, dass am Fischmarkt ein weiteres Bürogebäude entsteht, entwarfen sie eine Alternative. 2002 stellten sie das Projekt auf der Documenta in Kassel vor –als künstlerisches Beispiel für die Aneignung städtischer Räume. In einem zehnjährigen Planungs- und Durchführungsprozess wurde es dann realisiert und ist heute zu einem der beliebtesten Plätze St. Paulis geworden – aber auch zum Anziehungspunkt für TouristInnen.

Schäfer, der sich als konzeptioneller Künstler versteht und sich gerne auf die Theorien Henri Lefebvres bezieht, geht es um Intervention im öffentlichen Raum. „Die Stadt soll eine Stadt der Vielen sein“, sagt er. „Deshalb brauchen wir Planung von unten.“ Er versteht das Parkprojekt als einen Ort, den man nicht konsumiert, sondern produziert. Als Schäfer 20 war, zog er von Essen nach Hamburg, um Kunst zu studieren. Mittlerweile hat der heute 52-Jährige zwei Bücher veröffentlicht, hält Vorträge und Workshops und ist eine zentrale Figur der 2009 in Hamburg entstandenen Recht- auf-Stadt-Bewegung. „Aktivist“ will er sich nicht nennen – „das klingt, als würde man nicht nachdenken.“

Nun ist der Pudel – und damit nach Ansicht Schäfers auch der Park – bedroht. Wegen des Streits seiner beiden Eigentümer steht der Club vor der Versteigerung. „Ohne Pudel ist der Park wie Versailles ohne Schloss“, so das Park-Komitee. Gleichzeitig warnen sie: „Hier wird kein Investor glücklich werden.“ KSCH