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EU-Flüchtlingspakt mit der TürkeiDie Deutschen sind dagegen

Die Mehrheit lehnt den Flüchtlingsdeal ab. 68 Prozent sprachen sich gegen einen EU-Beitritt der Türkei aus – das Land sei nicht vertrauenwürdig.

Dieser Flüchtling hat es nach Halle geschafft und nimmt an einem Deutschkurs teil Foto: dpa

Köln afp | Die Mehrheit der Deutschen lehnt das Flüchtlingsabkommen der Europäischen Union mit der Türkei einer Umfrage zufolge ab. Laut dem am Donnerstag veröffentlichten ARD-Deutschlandtrend für die „Tagesthemen“ halten 56 Prozent der befragten Bundesbürger das Abkommen für eher schlecht. Nur 39 Prozent bewerten den Flüchtlingspakt eher gut.

Im März waren die Deutschen bei der Bewertung der damals noch geplanten Vereinbarung gespalten: 46 Prozent sagten vergangenen Monat, sie fänden ein solches Abkommen eher gut, 49 Prozent fanden es eher schlecht.

Gemäß dem zwischen Ankara und der EU geschlossenen Abkommen sollen alle nach dem 20. März in Griechenland eingetroffenen Flüchtlinge abgeschoben werden, die kein Asyl in Griechenland beantragten oder deren Anträge abgelehnt wurden. Sie werden in Aufnahmezentren untergebracht, solange die türkischen Behörden über ihr weiteres Schicksal entscheiden. Die EU will für jeden aus Griechenland in die Türkei abgeschobenen Syrer einen Syrer aus einem türkischen Flüchtlingslager aufnehmen.

Die befragten Deutschen zeigten sich eher skeptisch, dass die Flüchtlingszahlen durch das Abkommen tatsächlich sinken. Während 40 Prozent weniger Flüchtlinge erwarten, gehen 41 Prozent von einer gleich bleibenden Zahl aus. Für 14 Prozent der Befragten dürfte der Pakt sogar zu steigenden Flüchtlingszahlen führen.

Im Rahmen des Abkommens hatte die Europäische Union der Regierung in Ankara auch zugesagt, die Verhandlungen über eine EU-Mitgliedschaft der Türkei zu beschleunigen. Im ARD-Deutschlandtrend sprach sich eine deutliche Mehrheit (68 Prozent) gegen einen türkischen EU-Beitritt aus; 27 Prozent finden, die EU sollte die Türkei mittel- bis langfristig aufnehmen. Den Angaben zufolge waren 79 Prozent der Meinung, dass Ankara kein vertrauenswürdiger Partner für Deutschland sei.

Für die Erhebung befragte Infratest dimap im Auftrag der ARD-„Tagesthemen“ am Montag und Dienstag 1.005 Bundesbürger.

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4 Kommentare

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  • Ich möchte betonen, dass ich das Erdogan-Regime für nur in einem zuverlässig halte: Krieg zu führen und Freiheiten zu bekämpfen.

    Das gilt aber sicherlich nicht für "die Türken", mit denen ich zusammenwohne.

  • Es geht in der Politik der gewählten Politiker aber nie darum, was "die Mehrheit der Deutschen will".- Es ist doch nachgerade mal wieder lächerlich, davon überhaupt zu reden. Es geht darum, was die Merkel- Leute und die Erdogan-Leute an Deals miteinander haben wollen. Nichts ist deutlicher zu erkennen als genau das. Was also soll dieses getuerische, demokratisch mitreden und journalistisch analysieren wollen. Demokratie?- Heißt in Deutschland Merkel-Clan und in der Türkei Erdogan- Clan. Genau dafür wurden die doch, jeweils in ihrem Amt aufgestellt. Basta.

    • @H.G.S.:

      Aus wem genau besteht der "Merkel-Clan"? Ist damit die CDU/CSU gemeint oder die Koalitionsregierung?

       

      Warum wollen Politiker überhaupt "Deals miteinander haben"?

       

      Wer hat "die" in "in ihrem Amt aufgestellt"? Noch ein "Clan"?

      • @MH:

        1. All die, die jeglichen moralischen Winkelzug ausarbeiten und dann auch noch rotzfrech, als im Sinne für die Gesamtheit der Gesellschaft, polit-rhetorisch anstimmen, um Merkel an der Macht zu halten, um deren Pfründe auch sich selbst (und nicht der im Artikel rekurrierten "Mehrheit der Deutschen") zugute kommen zu lassen. Heißt man dann aber nicht mehr Demokratie, sondern abgekartete Spielchen.

         

        2. Ist eine Nonsensfrage. In etwa so ähnlich wie, wieso reden Sprechende.

         

        3. Die kühl-technokratischen und natürlicherweise-parteiischen Ausführer des Wahlergebnisses, welche Merkel auf ihren Schild gehoben haben. Wobei dieser Strategen-Club auch hier wiederum, auf die pfründe-betonte, persönliche Bestpositionierung ausgerichtet ist- nämlich Ministerposten et al, usw.( z.B. wären hier auch zu nennen: Immer auffälliger gewordene, lukrative, spätere Amtsposten in den, man sich wohlgeneigt haltenden, entsprechend politisch-geschonten Wirschaftskreisen. Dieser Gabriel stinkt ja schon heute, aber sowas von, bis zum Himmel.) Und nicht etwa wird die allgemein-moralische Stimmungslage der "Mehrheit der Deutschen", als grundlegende Wirkkraft für die Gestaltung des Gesellschaftlichen hergenommen. (Zur Erinnerung: Es gilt noch immer die empirische Tatsache, dass die Mehrheit der Deutschen wohl eher links als eher konservativ zu verorten sei. Wobei andererseits aber die SPD als ein mächtig Faulendes Ei, vom üblen Gestank her in diesem linken Konglomerat, als Wahloption dann doch eher zunehmend-massiv abschreckt.)