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SPD-Landesvorsitz ist beinah klare Sache

Sozialdemokraten Die Bremer SPD nominiert Sascha Aulepp als neue Landesvorsitzende mit deutlicher Mehrheit vor Mitbewerber Mustafa Güngör. Noch nicht aus dem Rennen sieht sich aber auch der bisher nicht aufgestellte Friedrich Hennemann

Neue SPD-Landesvorsitzende soll die 45-jährige Bürgerschaftsabgeordnete und Juristin Sascha Karolin Aulepp werden. So das Ergebnis der am Samstag ausgezählten Mitgliederbefragung. Aulepp erhielt rund 65 Prozent der Stimmen und damit deutlich mehr als ihr Mitbewerber Mustafa Güngör, für den nur rund 29 Prozent votierten. Die 4.283 Bremer SPD-Mitglieder waren aufgerufen, ihre Stimme per Briefwahl abzugeben. Gut die Hälfte beteiligte sich an der Wahl.

Aulepp, die erst seit einem Jahr in der Bürgerschaft sitzt, ist seit elf Jahren Mitglied der SPD und zählt zur Parteilinken. Sie wolle „mit den Menschen ins Gespräch kommen“ und sich besonders um die Chancengleichheit bei Kindern und Jugendlichen sowie die gesellschaftliche Integration bemühen. Zur angespannten Haushaltslage sagte sie, die Gestaltungsspielräume seien zwar knapp, aber es gebe Schlimmeres als einen hohen Schuldenstand. Es wäre falsch, „den nachfolgenden Generationen eine kaputtgesparte Infrastruktur zu hinterlassen“.

Der nicht wieder zur Wahl angetretene SPD-Chef Dieter Reinken erschien am Samstag nicht zur Verkündung des Wahlergebnisses. Er ließ sich aus familiären Gründen entschuldigen.

Auf dem Landesparteitag am 30. April soll die Nominierte ins Amt gewählt werden. Möglicherweise wartet dort allerdings noch ein weiterer Konkurrent auf sie. Denn während Mustafa Güngör sich auf der Pressekonferenz am Samstag als guter Verlierer gab und das eindeutige Ergebnis der Konkurrentin als guten Rückhalt in der Basis würdigte, hat Friedrich Hennemann seine Ambitionen auf den Parteivorsitz noch nicht aufgegeben.

Er ließ es sich nicht nehmen, auf der Pressekonferenz zu erscheinen und bekräftigte im grünen Regenmantel seinen Entschluss, auf dem Landesparteitag ebenfalls zu kandidieren. Auf den Versuch von SPD-Landesgeschäftsführer Roland Pahl, ihm gleich zu Beginn das Wort abzuschneiden, konterte er: „Aber ich werde doch Sascha Karolin Aulepp noch gratulieren dürfen!“

Der 80-jährige Hennemann ist ehemaliger Senatsdirektor und gescheiterter Werftmanager. Die Pleite der Bremer Vulkan-Werft Mitte der 1990er-Jahre kostete Tausende Arbeitsplätze, besonders der Bremer Norden leidet bis heute unter dem Zusammenbruch. Für seine Kandidatur benötigt Hennemann die Unterstützung von 20 Delegierten auf dem Parteitag. Dass er die zusammenbekommt, gilt allerdings als höchst unwahrscheinlich.Karolina Meyer-Schilf

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