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Dur und Moll in der Alten Försterei

Union-Fans stimmen sich ein

Der Weihnachtsmann himself mischte sich sportpolitisch ein

Hausmusik zu Weihnachten, das ist eigentlich eine familiäre Angelegenheit. Zum Beispiel bei Christian Arbeit, seiner Mutter Marion und seinem Vater Bernd. Die Familie des Pressesprechers von Union hantiert zum Fest gern mit Trompete, Posaune und Klarinette, um Songs wie „Hark now hear the angels sing“ anzustimmen. Nicht nur im kleinen Kreis, auch vor der Unioner Großfamilie in der Alten Försterei machte das Trio eine gute Figur: 22.500 Menschen lauschten ihren Klängen am 23. Dezember zum zehnten Weihnachtssingen des Clubs.

Es ist nicht verwunderlich, dass zum Unioner Weihnachtssingen mittlerweile Fans aus Brasilien, Ecuador und Japan anreisen, denn die Mixtur aus Jahresabschluss für die Fans und Weihnachtsmusik ist einzigartig. Und wenn man sich mit tausenden Gleichgesinnten an die Neuinterpretation des Backstuben-Smashhits „In der Weihnachtsbäckerei“ wagt und daraus „An der Alten Försterei“ macht, dann ist das groß.

Vor neuer Rekordkulisse sangen Union-Fans knapp zwei Stunden lang auch die Klassiker aus den Fanblöcken. Erstmals öffnete der Fußballgott nicht nur die Ränge, sondern auch den heiligen Rasen für profane Zwecke wie eine Messe. Der Platz ward abgedeckt und der Fußballgott sah, dass es gut war.

Zu verdanken ist das Weihnachtssingen 89 Anhängern des Fanclubs „Alt-Unioner“. Sie hielten 2003 am Mittelkreis eine Weihnachtsandacht – illegalerweise. Damals wollten sie den Heiland auch auf die prekäre Lage des Clubs aufmerksam machen. Sie wurden nicht erhört: Der Verein stieg in dieser Saison trotzdem ab. Bis heute aber ist der kleine Zirkel der Alt-Unioner an der Organisation beteiligt. Und man kam auch dieses Jahr selbst dann auf seine Kosten, wenn man christlichem Getue nicht so viel abgewinnen kann.

Der Weihnachtsmann himself mischte sich dann auch noch sportpolitisch ein: „In diesem Jahr ging mir nur eins auf den Zipfel / das war der so genannte Sicherheitsgipfel“, reimte er, um zu der Erkenntnis zu kommen: „Nur in einem bleiben wir stur / wir kämpfen für unsere Fankultur“. Jene zeigte sich nicht nur im Stadion, sondern auch auf dem Rückweg in der Tram von seiner besten Seite. Dort wurde weitergerockt: „An der Alten Försterei / sind wir immer mit dabei / Hier im dunklen Wald / unser Lied erschallt / In der ganzen Stadt / es widerhallt.“ Vergesst die Weihnachtsbäckerei! JENS UTHOFF

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