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Der Wettbewerb um den Wettbewerb

KONFRONTATION Der Basketball-Weltverband sagt der privat organisierten Euroleague den Kampf an und stellt in Paris seine Pläne einer neuen europäischen Champions League vor. Ein Chaos droht

Unklar ist, welche Klubs und Ligen am neuen Format teilnehmen

Der Plan klingt erst einmal durchdacht. Ab der kommenden Saison wird es eine Champions League im europäischen Basketball geben. In Paris wurde gestern von Vertretern des europäische Basketballverbands Fiba Europe der neue Wettbewerb vorgestellt. 32 Teams sollen in acht Gruppen à vier Mannschaften und dann ab dem Achtelfinale in einem Playoff-Modus mit Final-Four-Turnier um den neuen Pokal spielen. 24 Teams sind nach einem von der Fiba aufgestellten Ranking gesetzt. 32 weitere Mannschaften spielen in K.-o.-Partien die acht restlichen Plätze aus. Die Verlierer dieser Qualifikationsrunden nehmen am zweiten Wettbewerb der Fiba teil, für den noch kein Name gefunden ist, in dem aber 48 Teams mitmachen sollen. Gespielt werden soll unter der Woche zwischen Dienstag und Donnerstag. Alles in allem ist es das Modell, das die europäische Fußball-Union (Uefa) mit Champions League und Europa League hat.

Doch ob die Fiba ihre Pläne umsetzen kann, steht in den Sternen. Vielmehr sieht es nach einem vorprogrammierten Chaos im europäischen Basketball aus. Denn es ist völlig unklar, welche Ligen und welche Klubs an diesem neuen Wettbewerb teilnehmen werden.

Seit Monaten tobt ein offener Machtkampf zwischen der Fiba und der Euroleague um die Vorherrschaft über den europäischen Klub-Basketball. Die Euroleague, eine Privatorganisation mit Sitz in Barcelona, organisiert seit 15 Jahren zwei europäische Wettbewerbe – die Euroleague und den Eurocup . Das tut sie im Auftrag der Uleb, des Zusammenschlusses aus 16 Ligen mit 21 Nationen. Damals waren die Klubs unzufrieden mit der Organisation der europäischen Wettbewerbe durch die Fiba. Die ließ wiederum die Gründung der Uleb zu und hoffte mit ihrem Wettbewerb, der Suproleague, attraktive Klubs anlocken zu können. Der Vermarkter der Fiba machte nach nur einem Jahr jedoch pleite. Seitdem beschränkt sich der Verband auf die Organisation eines drittklassigen Pokalwettbewerbs. „Wir müssen Basketball in der Breite stärken, um ihn populärer zu machen“, fordert nun Kamil Novak, der Generalsekretär des Kontinentalverbands Fiba Europa. Es könne nicht sein, dass 40 Länder überhaupt nicht von der Entwicklung des Basketballs profitieren.

Gemeint ist der elitäre Zirkel der elf Klubs der Euroleague, die mit einer A-Lizenz vertraglich an die Euroleague gebunden sind. Einige sind sogar Anteilseigner der Organisation. Egal wie etwa Real Madrid, Olympiakos Piräus, Fenerbahçe Istanbul oder ZSKA Moskau national abschneiden, sie spielen immer in der höchsten Spielklasse.

Letzten Sommer hat die Fiba deshalb beschlossen, alle europäischen Wettbewerbe wieder selbst zu organisieren und die Teilnahme an sportliche Kriterien zu binden. Der Euroleague hat man vorgeschlagen, mit 50 Prozent an ihren Plänen beteiligt zu werden. „50 Prozent von etwas angeboten zu bekommen, was einem schon gehört, macht keinen Sinn“, sagte Euroleague-Boss Jordi Bertomeu in einem Interview mit dem Basketball-Magazin Big.

Die Euroleague wird ihre Königsklasse ab der nächsten Saison auf 16 Teams verkleinern, also nur noch fünf weitere Klubs neben den A-Lizenz-Teams aufnehmen. Die insgesamt 30 Hauptrundenspiele sollen künftig am Wochenende stattfinden, was die Spielpläne der nationalen Ligen völlig durcheinanderwirbeln würde. Im Eurocup sollen 24 Teams spielen. Die spanischen Klubs und die russischen Klubs stehen geschlossen auf der Seite der Euroleague. Alle anderen europäischen Verbände haben bei der Ausarbeitung der Fiba-Cham­pions-League mitgearbeitet und üben nun mal mehr, mal weniger Druck auf ihre Ligen aus. Die Klubs hängen zwischen den Stühlen.

„Die große Mehrheit der Klubs will dort spielen, wo der bestmögliche Wettbewerb ist“, sagt Marco Baldi, Geschäftsführer von Alba Berlin und Vizepräsident der Basketball-Bundesliga (BBL). BBL-Präsident Alexander Reil fürchtet, dass es ohne Einigung bis zu vier Wettbewerbe geben könnte. „Das wäre schädlich für den Basketball.“

Die Bundesliga soll drei Plätze in der Champions League bekommen und ein weiteres Team darf in der Qualifikation ran. Die Euroleague hat der BBL einen festen Startplatz zugesichert – allerdings nur, wenn sie vier weitere Teams in den Eurocup und keine Klubs in die Cham­pions League schickt. Bis zum 31. März soll sich die BBL entscheiden. Ein klarer Erpressungsversuch.

Die Chancen auf einen Kompromiss sind gering. Im Gegensatz zum Jahr 2001 ist die Fiba besser organisiert und sitzt am längeren Hebel. Die Euroleague nutzt unter anderem die Schiedsrichter, die von der Fiba gestellt werden. Über mögliche Sanktionen will Fiba-Europe-Generalsekretär Kamil Novak zwar nicht reden. Aber es könnte in den kommen Monaten noch ziemlich schmutzig zugehen im Machtkampf zwischen Fiba und Euroleague. Timur Tinc

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