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Niedersachsen beendet Küken-TötungAb 2018 dürfen Küken leben

Jährlich werden 27 Millionen Küken in Niedersachsen vergast, weil sie keine Eier legen. Damit soll ab Ende 2017 Schluss sein.

Jährlich werden etwa 50 Millionen sogenannte „Eintagsküken“ in Deutschland getötet Foto: dpa

Osnabrück epd | Niedersachsen macht Druck beim Ausstieg aus der massenhaften Tötung männlicher Eintagsküken (taz berichtete). „Wir wollen das Töten in Niedersachsen spätestens Ende nächsten Jahres beenden“, sagte Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Justizbehörden in seinem Bundesland seien grundsätzlich darüber informiert, dass eine bisher geltende Ausnahmegenehmigung zeitnah beendet werde.

Niedersachsen gilt als Eierproduzent Nummer eins in Deutschland. Jährlich werden dort gut 27 Millionen Tiere vergast, weil sie weder Eier legen noch schnell genug Fleisch ansetzen. Das Töten von Wirbeltieren ohne Grund ist in Deutschland eigentlich verboten.

Die geltende Regelung erlaubt bislang jedoch das Vergasen der Tiere, wenn sie im Anschluss in Gänze als Futtermittel etwa im Zoo weiterverwertet werden. Diese Praxis sei gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert, sagte Meyer.

Niedersachsen geht mit der geplanten Regelung noch einen Schritt weiter als die Bundesregierung. Diese visiert ebenfalls für 2017 den Ausstieg an. Sie will das Töten aber nicht direkt verbieten, sondern setzt zunächst darauf, Alternativen zu erforschen.

„Ein bis zwei Cent mehr pro Ei“

Wissenschaftler testen derzeit ein sogenanntes Zweinutzungshuhn, das sich sowohl für das Eierlegen als auch für die Mast eignet. Auch Maschinen, mit denen sich das Geschlecht bereits im Ei feststellen lässt, sind in der Entwicklung. Daher werde Niedersachsen jetzt ein endgültiges Ausstiegsdatum benennen, betonte der Minister. Er halte die Alternativen für ausgereift.

Meyer forderte die Bundesregierung auf, Brütereien bei der Anschaffung entsprechender Maschinen zur Geschlechtsbestimmung finanziell zu unterstützen. Auch der Handel solle sich beteiligen und Landwirten die Mehrkosten erstatten.

„Es darf jedenfalls nicht sein, dass Supermärkte Eier aus dem Ausland importieren, wo Küken weiterhin vergast oder geschreddert werden.“ Laut Meyer sind mit der Umstellung der Produktion Mehrkosten von ein bis zwei Cent pro Ei verbunden. „Wir brauchen ein breites Bündnis gegen das Küken-Töten“, sagte Meyer.

Im westfälischen Münster hatte die Staatsanwaltschaft Münster jüngst Strafanzeige gegen eine Brüterei wegen des Tötens von Küken erstattet. Die Tierschutzorganisation Peta sprach von einem „historischen Durchbruch“. Es sei das erste Mal, dass es in einem solchen Fall zur Anklage komme. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft hatte erläutert, seine Behörde strebe gegebenenfalls eine höchstrichterliche Rechtsprechung an. Es handele sich um ein bundesweites Problem.

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3 Kommentare

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  • Zwei Versuche, das "Kükenschreddern" zu verbieten, sind bisher gescheitert. Das Verwaltungsgericht (VG) Minden hat dem Land Nordrhein-Westfalen (Minister Remmel) untersagt, per Erlass das Töten männlicher Eintagsküken zu verbieten. Das ergibt sich aus Urteilen vom 30. Januar 2015. Das VG Minden hatte entschieden, dass die Untersagung der in der Geflügelzucht vorzufindenden Praxis, wonach männliche Eintagsküken aus Legelinien getötet werden, einer spezialgesetzlichen Ermächtigungsgrundlage bedarf, die es bisher im geltenden Tierschutzgesetz nicht gibt. Das Gericht gab damit Klagen von elf Brütereien aus NRW statt.

     

    Auch der Versuch von Peta scheint zu einer Schlappe zu werden. Die Klage der Staatsanwaltschaft Münster gegen eine Brüterei in Senden wird vom Landgericht Münster vermutlich abgelehnt: Eine massenhafte Tötung sei aus juristischer Sicht kein Gesetzesverstoß, lautet die derzeitige Einschätzung der zuständigen Kammer. Es ist deshalb beabsichtigt, das Hauptverfahren gaus Rechtsgründen nicht zu eröffnen. Das Landgericht erkennt trotz eines gesellschaftlichen Wertewandels keine Straftat. Denn entsprechende deutsche und europäische Verordnungen ließen zu, was seit Jahrzehnten Praxis auf den Höfen ist. Allein ein Bewusstseinswandel reiche nicht, um daraus eine Straftat werden zu lassen.

  • Wenn man mal schaut, wie die meisten Hühner gehalten werden, würde ich als Küken den Schredder oder die Gasanlage vorziehen. Alles besser als entzündete Füße, fettgezüchtete Brust, verbrennungen am Unterleib und Antibiotika-Zwangsernährung.

  • Dieser grüne Landwirtschaftsminister gibt mir den Glauben an die Politik zurück. Danke!